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Schwarze Tränen

Lukas Faust kämpft mit den dunklen Vorzeichen seines Namens und seiner Herkunft. Ist er tatsächlich der Nachfahre des legendären Dr. Faust?

(C) Knaur Verlag / Schwarze Tränen / Zum Vergrößern auf das Bild klickenLukas ist ein Trickbetrüger. Dort wo er auftaucht, dauert es nicht sehr lange, bis er sich Ärger einhandelt. Selten schließt er mit Menschen Freundschaften, und wenn es ihm doch gelingt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sie verletzt und vor den Kopf stößt. Seine Gabe ist es, Menschen so zu manipulieren, dass es ihm zum Vorteil gereicht. Doch nun ist es Lukas, der von seiner neuen Geliebten Sylvia zuerst beraubt und dann verlassen wird. Es gelingt ihm, die Spur der jungen Frau aufzunehmen ihr nach Staufen zu folgen. Hier nimmt sein Leben eine dramatische Wendung. Bei seiner ersten Nacht in einem Hotel am Ort wird ihm offenbart, dass er der Nachfahre von Dr. Faust sei und nun sein Erbe antreten müsse.


Von jetzt an nimmt Lukas Faust Leben eine vollkommen neue Richtung. Die Hölle und ihr Fürst Mephisto existieren tatsächlich und so wie es den Anschein hat, benötigt der Höllenfürst Lukas' Hilfe. Sein Vorfahre hat in der Hölle eine Rebellion angezettelt. Die Machtverhältnisse sind unklar. Um seine Position als unangefochtener Herrscher wiederherstellen zu können, muss Mephisto Kompromisse eingehen und ein Bündnis mit dem Zauberer Abraham von Worms und der Hexe Millepertia schließen, die sich seit Jahrhunderten seinem Zugriff zu entziehen versuchen. Lukas muss innerhalb weniger Tage erkennen, dass es nicht nur Himmel und Hölle, sondern noch viele andere Kreaturen gibt, die für ihn lange Zeit ins Reich der Märchen und Mythen gehörten.


Je weiter die ungewöhnliche Gruppe ihre Nachforschungen vorantreibt, desto klarer wird, dass nicht nur das Schicksal Mephistos, sondern auch das der Menschheit eng mit drei Diamanten verbunden ist, den Tränen des Teufels. Es entbrennt ein verbitterter Wettkampf darum, welche der vielen Konfliktparteien als erste in den Besitz aller Steine gelangt. Lukas wird immer bewusster, dass er eine der Schlüsselfiguren in diesem Kampf der übernatürlichen Kräfte ist und nichts unversucht lassen darf, um sie vor einem grausamen Schicksal zu bewahren – der Apokalypse.


Leider geschieht es nicht mehr allzu häufig, dass ein Fantasyroman erscheint, dem es gelingt, dem Genre neue Impulse zu geben, und sich durch Eigenständigkeit von der Masse der Neuerscheinungen abzuheben. Noch seltener geschieht es, dass solch ein Buch in Deutschland geschrieben wird. "Schwarze Tränen" ist ein solches, auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt der Fall zu sein scheint. Schließlich sind Engel und Teufel keine neuen Figuren im Ideenpool der Fantasyliteratur. Doch dazu gesellen sich noch viele weitere seltsame Kreaturen, die zwar bekannt sind, aber mit neuem Hintergrund agieren, wie etwa Ghoule, Hexen, Schwarzalben und so illustre Dämonen wie etwa die "Wilde Jagd" oder ein Succubus. Hinzu kommen Figuren aus der deutschen Literatur und Sagenwelt, allen voran Doktor Faust, aber auch Alberich der Zwergenkönig aus dem Ring der Nibelungen und König Barbarossa.


Zauberer sind sicherlich spätestens seit "Harry Potter" ins Standardrepertoire der Fantasyliteratur aufgestiegen, doch mit dem eher romantischen Bild der Zauberer aus den Romanen von J. K. Rowling haben die Magiebegabten von Thomas Finn wenig gemein. Sie sind selbstverliebte, bösartige Kreaturen, die irgendwann in ihrem Leben ein Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, um ihre Macht zu vergrößern. Nun werden jedoch viele davon getrieben, ihr Leben zu verlängern, um zu verhindern dass Satan ihre Seelen einfordert. Um an das nötige Wissen zu gelangen, ist ihnen dabei jedes Mittel recht. Finn bedient sich dabei historischer Figuren, denen man tatsächlich nachsagte, sich der Magie und finsteren Praktiken verschrieben zu haben, wie etwa der Brite John Dee.


Neben den erfrischend neuen Figuren nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Reise an viele sagenumwobene Orte Deutschlands, eingebettet in eine rasante Jagd nach den Diamanten, die Dr. Faust die Herrschaft über die Hölle sichern sollen. Lange Zeit ist diese Suche eine launige Angelegenheit, bei der man sicherlich auch ein Schmunzeln nicht vermeiden kann, dies ändert sich allerdings im letzten Drittel des Buchs, denn dann wird die ganze Angelegenheit bitterer Ernst, insbesondere dann als Lukas bereit ist selbstlos alles zu riskieren, um das Leben der Hexe Millepertia zu retten. Finn schafft es, seine Leser zu fesseln, indem er ihnen immer wieder neue spannende Rätsel aufgibt und sie an mysteriöse Orte entführt, gepaart mit einem flüssigen und manchmal auch leicht ironischen Schreibstil.


Dies macht "Schwarze Tränen" zu einer runden Sache. Zudem wird einem wieder einmal vor Augen geführt, dass alles im Leben Konsequenzen hat, denen man sich nur schwer entziehen kann. Wer auf der Suche nach einer unverbrauchten Geschichte ist, angereichert mit vielen Verweisen und Zitaten auf deutsche Sagen, Mythen und Märchen, ist mit "Schwarze Tränen" bestens bedient. Ein temporeiches Buch, dem man anmerkt, dass der Autor weiß wovon er schreibt. Wie so oft, lässt sich auch hier der Autor eine sehr breite Hintertür für eine mögliche Fortsetzung offen, die, wenn sie genauso spannend und frisch um die Ecke kommt, nicht lange auf sich warten lassen muss.


 
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Publisher: Knaur Verlag



 
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