Treibt nachts wirklich ein Geist an Bord des zum Abwracken vorgesehenen Frachters Gracia sein Unwesen?
Auf der Werft der Hardings herrscht fast rund um die Uhr hektisches Treiben. Nur tief in der Nacht, wenn die Arbeiter in ihren Betten liegen oder ihren Lohn in die nahe Kneipe tragen, kehrt ein wenig Ruhe ein, doch damit ist es seit einigen Tagen vorbei! Immer wieder berichten die Männer von ungewöhnlichen Beobachtungen an Bord des kürzlich eingetroffen Frachters Gracia. Seltsame Lichter und aufsteigender Nebel sorgen für Rat- und Schlaflosigkeit, dazu die mysteriösen Geräusche und das Werkzeug, das wie von Geisterhand plötzlich verschwindet. Gerüchte über Spuk und Gespenster machen die Runde und die ersten Arbeiter denken darüber nach, die Werft zu verlassen. Wenig verwunderlich beginnen sich auch Jack und Cliff für das Wrack zu interessieren.
Allerdings können sich die beiden Jungen nicht wirklich mit dem Gedanken an ein übernatürliches Phänomen. Schon sehr bald sind sich die Detektive sicher, dass jemand aus Fleisch und Blut hinter den nächtlichen Vorkommnissen stecken muss. Die Nachforschungen über das Schiff fördern einige Ungereimtheiten zutage. Warum ist das Schiff auf ein Riff gelaufen? Wieso hat der Kapitän sein Gedächtnis verloren und warum gibt es in seiner Kajüte einen geheimen Zugang zu einem der Rettungsboote? Je näher Jack und Cliff der Wahrheit kommen, desto größer wird die Gefahr für Leib und Leben, denn eine Reihe von Personen hat ein großes Interesse daran, das eigene Tun im Verborgenen zu halten.
Nach dem durchaus gelungenen
Auftakt setzt Pandoras Play die Reihe um die beiden jungen Ermittler, die ihre Fälle in den 1960er Jahren an der amerikanischen Ostküste lösen, mit dem Zweiteiler "Der Geist der Garcia" fort. Statt direkt von Beginn an aufs Gaspedal zu treten und mit hohem Tempo ins Geschehen einzusteigen, gibt man der Geschichte Raum und Zeit, um sich zu entwickeln. Die in der Pilotfolge etablierten Figuren bekommen mehr Tiefe und weitere Details werden preisgegeben, überdies liegt der Fokus auf dem Flair der Handlung. Tatsächlich gelingt es, die besondere Stimmung der Werft gekonnt einzufangen, sodass sich die Hörerschaft wirklich mitten im hektischen Treiben mit maritimem Umfeld wähnt. Gleiches lässt sich ohne Einschränkung für die weiteren Örtlichkeiten sagen. Ein absoluter Pluspunkt für diese Serie, hier gelingt es tatsächlich, einen fiktiven Platz zu erschaffen, der über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt und sich positiv von der Masse konturloser Handlungsorte abhebt.
Die Story ist sicherlich dazu geeignet, sie über zwei Episoden zu spinnen, an der einen oder anderen Stelle wird dies allerdings zum Ritt auf der Rasierklinge, zu gering erscheint der Output an Informationen, um das Interesse der Hörer aufrechtzuerhalten, deshalb kann es in Zukunft sicherlich nicht schaden, die Handlung etwas zu straffen. Lange bleibt unklar, welchen Weg man einschlagen möchte, die Zahl der Verdächtigen ist hoch und sogar die Option, es wirklich mit einem Spuk zu tun zu haben, sprechen eindeutig für diesen Zweiteiler.
Zusätzlich gelingt es recht mühelos, genau jenen Charme einzufangen, den die Platzhirsche in diesem Genre leider aktuell immer häufiger vermissen lassen. Die Mixtur aus Spannung und Grusel präsentiert sich als gelungen und läuft dabei nie Gefahr, das eher jugendliche Publikum wirklich nachhaltig zu erschrecken. Die Soundeffekte sind, wenn sie zum Einsatz gelangen, passend gewählt und tragen zum guten Gesamteindruck bei, allerdings gibt es auch einige Szenen, in denen man sich ein wenig mehr Geräusche durchaus gewünscht hätte. Die musikalische Gestaltung passt bestens zum Setting und bereits nach nur drei Folgen ist es gelungen, einen Wiedererkennungseffekt zu erschaffen.
In den Hauptrollen sind erneut Robert Braun und Philip Wolf als Jack und Cliff zu hören, die ihren positiven Eindruck hier nochmals vertiefen und als Juniordetektive überzeugen. Konnte Werner Wilkening als Erzähler bereits von Beginn an glänzen, so legt Pandoras Play insbesondere bei der Besetzung der Nebenfiguren deutlich nach. Hier ist ein positiver Aufwärtstrend zu spüren, wenngleich immer noch nicht alle Akteure zu überzeugen wissen. "Seaport Secrets" schickt sich tatsächlich an eine Alternative zu den langlebigen Vertretern dieses Genres zu bieten – die ersten Schritte, damit dies gelingt, sind jedenfalls gemacht.