Wie könnte eine neue Marvel-Sammlung aus dem Hause Hachette auch anders starten als mit Spider-Man?
Wenn sich ein Verlag mit dem Verdienst schmücken darf, den Absatz von Buchregalen in den vergangenen Jahren maßgeblich gefördert zu haben, dann zweifellos Hachette:
"Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung" (ab 2013) bringt es nämlich auf stolze 280 Ausgaben,
"Die Marvel-Superhelden-Sammlung" (ab 2017) auf 120, die Buchrücken(motive) beanspruchen somit aneinandergereiht schon einige Meter für sich. Die Tatsache, dass die zwei Sammlungen mehrmals über die ursprünglich geplante Zahl an Bänden hinaus verlängert worden sind, beweist die Nachfrage der deutschsprachigen Leserschaft nach Storys aus dem "House of Ideas", von daher war ein dritter Ableger eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Bereits in den Vorgängern fand sich Material aus den frühen Tagen des "Marvel Age of Comics", "Marvel Origins" widmet sich nun aber dezidiert dem ab den frühen 1960ern von Stan Lee & Co. abgebrannten Kreativfeuerwerk und wurde von Hachette erneut auf vorerst 60 Bände ausgelegt. Wie bei der zweiten ("roten") Reihe gibt es auch in diesem Fall ein Premium-Angebot, das gegen einen Aufpreis von lediglich einem Euro pro Band die Lieferung von insgesamt sieben exklusiven Tassen mit ikonischen Helden inkludiert.
Wenig überraschend gibt es als Auftakt (und wie üblich zum vergünstigten Einführungspreis) die Anfänge des populärsten Marvel-Charakters überhaupt zu lesen: Mit der gerade einmal elf Seiten umfassenden Herkunftsgeschichte aus "Amazing Fantasy" 15, der letzten Ausgabe der Serie mit Coverdatum August 1962, begannen die Abenteuer von Peter Parker und seines kostümierten Alter Egos, die eine zuvor nie dagewesene Verquickung aus klassischer Superhelden-Action, Drama, Teenagerproblemen und Seifenoper-Elementen präsentierten.
Unter der Regie von Stan Lee und dem kongenialen Steve Ditko, der weitaus mehr als lediglich das wunderbar spröde Artwork beisteuerte, ging es kurze Zeit später in "The Amazing Spider-Man" 1-5 weiter, die im Anschluss zum Abdruck kommen. Darin finden sich nicht nur die Debüts der ikonischen Schurken Doctor Octopus, Chamäleon, Sandman und Vulture (der Tinkerer, auf Deutsch als Bastler bekannt, fällt eher in die Sparte "skurrile Zeitgenossen"), sondern auch jene von wichtigen Personen aus Peter Parkers Umfeld wie Flash Thompson, Betty Brant oder J. Jonah Jameson, der seinen Kreuzzug gegen die vermeintliche Gefahr im rot-blauen Kostüm beginnt.
Interessanterweise wird der ewige Choleriker hier zunächst nicht als Herausgeber des Daily Bugle, sondern des Now Magazine eingeführt – eines jener Details, die es für Connaisseure zu entdecken gilt, ebenso wie die hier noch bestehende Möglichkeit, den Netzschwinger über seinen Spinnensinn über weite Entfernungen zu kontaktieren. Diese nützt auch Doctor Doom aus, der hier wie die Fantastic Four als prominenter Gast auftritt und somit bereits die ersten Abenteuer von Spidey im breiteren Marvel-Kontext einbettet. Dazu gibt es wie von Hachette gewohnt informative, hier häppchenweise präsentierte redaktionelle Infos, alle Originalcovers und überdies ein ungenutztes Titelbild von "Amazing Fantasy" 15. Besser (und auch kostengünstiger) lässt sich in diese fantastische Ära eigentlich nicht mehr eintauchen!