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Mord in Serie 12

In einer Notlage ist man selten wählerisch, um diese schnell wieder hinter sich lassen zu können. Leider birgt das manchmal auch Risiken, die einen, schneller als einem lieb ist, in gefährliche Situation bringen.

(C) Contendo Media/Delta Music / Mord in Serie 12 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenViele Menschen, die plötzlich in die Arbeitslosigkeit geraten und ihre Existenz bedroht sehen, greifen oft nach jedem Strohhalm, den man ihnen reicht. Dies geschieht auch dann, wenn das gemachte Angebot eine Verschlechterung ist oder auf den ersten Blick nicht unbedingt als seriös gilt. Diese Erfahrung macht auch die junge Studentin Theresa Nowak. Von jetzt auf gleich verliert sie ihren Job. Es droht der Verlust der eigenen Wohnung, da sie die Miete nicht mehr aufbringen kann.


Sie wendet sich in dieser schwierigen Situation an ihre Freundin Stella, die bereits seit längerer Zeit für einen exklusiven Escort-Service arbeitet. Sie verspricht für Theresa ein gutes Wort einzulegen, um einen Job in der Agentur zu bekommen. Und tatsächlich, nur wenige Tage später kann Theresa bereits ihr erstes Engagement verbuchen. Ein Empfang der gehobenen Münchener Gesellschaft. Hier begegnet Theresa dem charmanten und geheimnisvollen Leonard Sanchez, einem argentinischen Geschäftsmann und Millionär. Trotz der Ermahnung, Geschäft und Privates strikt zu trennen, verfällt sie dem attraktiven Südamerikaner. Scheinbar der Beginn einer prickelnden Affäre.


Doch dann kommt die plötzliche Ernüchterung. Irene Kolberg, die Inhaberin des Escort-Service, wird auf brutale Weise ermordet. Die Zahl der möglichen Täter ist groß, schließlich könnte jeder der Kunden und Angestellten ein Motiv haben, ihre Chefin zu beseitigen. Die beunruhigende Frage, der sich Theresa nun stellen muss: Ist auch ihr Leben in Gefahr und wird sich der Mörder weitere Opfer suchen?


Mit "Mord in Serie" hat Deutschland endlich eine harte Thrillerserie, die nicht davor zurückschreckt, auch unbequemere Themen aufzugreifen. So gelingt es, sich von anderen Formaten abzusetzen und auch eine deutliche Trennlinie zum herkömmlichen Krimi zu ziehen. Verschleierte Prostitution und die damit einhergehenden Gefahren für die in diesem Metier tätigen Frauen sind in Deutschland ein alltägliches Phänomen, das allerdings nicht allzu oft ins Licht der breiten Öffentlichkeit gerückt wird. Natürlich nähert man sich mit diesem Hörspiel der Thematik unter unterhaltungsspezifischen Gesichtspunkten, um dem Hörer eine möglichst spannende Geschichte zu präsentieren, doch werden auch hier mögliche Kriterien für die Wahl eines solchen Berufs und die hinter den Kulissen greifenden Mechanismen aufgegriffen.


Markus Topf, der bisher alle Folgen für "Mord in Serie" schrieb, schafft es tatsächlich mühelos, immer neue Charaktere und Milieus in Szene zu setzen. Mit diesem Rezept gelingt ihm etwas, woran zuvor viele andere Autoren gescheitert sind, eine Thrillerserie zu etablieren, die in Deutschland angesiedelt ist und dem Hörer düstere Geschichten mit unerwarteten Wendungen präsentiert. Lediglich geübte Thriller- und Krimi-Fans werden etwa ab der Mitte der Story eine Ahnung haben, wie der Hase bei "Gier" läuft. Unterhaltsam ist der präsentierte Plot allemal, was natürlich zu einem nicht unerheblichen Teil auch der Produktion dieser Episode geschuldet ist.


Beim Stichwort Produktion kommen einem zwangsläufig zwei Begriffe in den Sinn: "Authentisch" und "organisch". Markenzeichen, die sich Contendo Media mit dieser Serie bereits von Beginn an auf die Fahne heften kann. Nur selten bis nie bemerkt man, dass es nicht eine Unterhaltung ist, die man beiläufig verfolgt oder einer Studioproduktion, der man lauscht, denn sowohl Sprache als auch Geräusche wirken ungekünstelt und wie aus einem Guss. Alle zum Einsatz kommenden Effekte klingen authentisch und nicht, wie es einem in anderen Produktionen hin und wieder begegnet, übertrieben. Immer mehr zum Markenzeichen entwickelt sich der Einsatz elektronischer Musik, mit Versatzstücken aus dem Wave-, Pop- und Synthie-Bereich. Sicherlich nicht immer jedermanns Geschmack, aber zur Serie durchaus passend, allerdings sollte man bei der Auswahl der Bonusstücke einmal etwas mehr Abwechslung hereinbringen, denn die bisherigen Titel ähneln sich doch sehr.


Trotz der wirklich umfangreichen Anzahl an Sprechern gibt es keine Ausfälle zu verzeichnen, besonders hervor sticht im Fall von "Gier" Martin Kautz in der Rolle des geheimnisvollen Südamerikaners Leonard Sanchez. Durch Veränderung von Nuancen seiner Stimme gelingt es ihm, das in seinem Charakter verborgene Dunkle und Geheimnisvolle zum Hörer zu transportieren. Ebenfalls überzeugend ist Uschi Hugo als Theresa Nowak, die sich quasi in die zwielichtige Welt der Luxus-Callgirls verirrt. Die Unbedarftheit und gelegentliche Naivität ihrer Rolle bringt sie glaubhaft zum Ausdruck.


Dascha Lehmann hat ebenfalls keine Mühe, beim Hörer keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass es sich bei Stella Fuchs um eine Frau handelt, die nicht bereit ist, sich mit einem Minimum zufriedenzugeben, sondern ihr Stück vom Kuchen einfordert. Allenfalls Robert Kotulla als Remus Kroll übertreibt es vielleicht etwas mit seiner Performance des alkoholisierten Fieslings. Doch das sind lediglich minimale Abzüge in der B-Note, die in keiner Weise das Hörvergnügen von einer guten Stunde feinster Thriller-Unterhaltung schmälern. In diesem Stil und mit weiteren tollen Stoffen darf es in Zukunft gerne weitergehen, "Mord in Serie" ist einer der wenigen Farbtupfer in der augenblicklich doch sehr grauen und sich ähnelnden Krimi-Landschaft des Jahres 2014.    


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Contendo Media/Delta Music




 


 
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Ja, dürfen die das?
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