Die grimmige Zukunftsvision "The Dark Knight Returns" von 1986 hinterließ nicht nur gewaltige Spuren im Comic-Biz, sondern machte auch Hollywood auf ihren Schöpfer aufmerksam. Nach dem Erfolg von Paul Verhoevens "RoboCop" beauftragten die Filmbosse Frank Miller mit dem Drehbuch für eine Fortsetzung des Kultklassikers. Was dann allerdings im Sommer 1990 über die Leinwände flimmerte, hatte nur mehr wenig mit der ursprünglichen Fassung zu tun. Das Skript zum dritten Film von 1993 verfasste er zusammen mit dem Regisseur Fred Dekker, jenes zu "RoboCop 2" verschwand allerdings in der Schublade.
Auf Betreiben des Indie-Publishers Boom! wurde es nach zwei Jahrzehnten wieder hervorgeholt und von Millers Kollegen Steven Grant für eine neunteilige Comic-Maxiserie adaptiert. Darin finden wir uns in einem Detroit wieder, in dem Bürger massenhaft aus ihren Wohnungen vertrieben werden, um Platz für die Stadt der Zukunft zu machen. Massiv darin verstrickt ist auch der Konzern Omni Consumer Products, der seine schmutzigen Finger bekanntlich auch bei der Verwandlung des tödlich verwundeten Polizisten Alex Murphy in die Kampfmaschine RoboCop hatte.
Unter der Federführung der zwar knackigen, aber durchtriebenen Miss Seltz wird fleißig an einer zweiten Version von RoboCop gearbeitet, die das nach einem dreitätigen Dauereinsatz schrottreife Original ersetzen und ohne dessen moralische Skrupel auskommen soll. Eine zwielichtige Rolle in der durch einen Polizistenstreik im Chaos versinkenden Stadt spielen auch die sogenannten "Rehabs", eine Spezialeinheit mit reichlich Blut an den Stiefeln, die über Leichen geht und dem schließlich kurzerhand als verrückt diffamierten RoboCop ordentlich Feuer unter dem mechanischen Hintern macht.
Schon nach wenigen Seiten dürfte klar sein, dass Frank Millers RoboCop nicht nur das zeitgenössische Filmbudget gesprengt, sondern auch Probleme mit dem Rating gehabt hätte. Hier wird geschossen, geschlitzt und gemeuchelt, dass es eine Freude ist – in einem verkommenen Moloch von Stadt, das übles Gesocks en masse beherbergt. Versetzt mit zynischen Seitenhieben auf das Hand-in-Hand-Gehen von ungezügeltem Kapitalismus und nur allzu oft willfährigen Medien, wird hier eine ultraharte, aber coole Schlachtplatte angerichtet. Konterkarierend zu Millers reduziertem Stil bannt Zeichner Juan José Ryp den Wahnsinn in derart hyperdetaillierte Bilder, das man alleine dafür einige Tage intensives Studium aufwenden muss!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Cross Cult Verlag