Kessler's Revine birgt ein düsteres Geheimnis, tief verborgen hinter den Mauern eines abgelegenen Klosters, gehütet von einem zum Schweigen verurteilten Orden.
Jay, Tom und Derek haben das beschauliche Point Whitmark in Richtung der White Mountains verlassen. Was für die Mädchen der Fußballmannschaft des örtlichen Bibelkreises als Freizeitvergnügen durchgeht, ist für die Radio-Crew jedoch eine Art Undercover-Mission. Am Ziel des Ausflugs, der dunklen Schlucht Kessler`s Revine, liegt ein Kloster, in dem ein Freund von Pater Callahan lebt und diesen um Hilfe bat. Was der Geistliche in einen Brief an den Seelsorger von Point Whitmark schildert, klingt schier unglaublich.
Das abgelegene Domizil der Mönche war bereits vor mehr als einem Jahrhundert Schauplatz eines entsetzlichen Unfalls. Während eines Beschwörungsrituals versuchte eine Gruppe Abtrünniger um den Mönch Lazarus, ein Tor zur Hölle zu öffnen. Der Versuch misslang und der Zirkel von Teufelsanbetern verbrannte im Krematorium des Klosters. Doch nun scheint Lazarus von den Toten zurückgekehrt zu sein, um seinen Plan doch noch in die Tat umzusetzen. Doch damit nicht genug, auch Bruder Remigius, der Freund von Pater Callahan, ist verschwunden. Können die drei Freunde Licht in die mysteriöse Angelegenheit bringen?
Nicht eben wenige der bisher erschienenen Folgen der Serie muten von Beginn an eher wie ein Mystery- oder Horrorhörspiel denn ein Krimi an. Auch "Der glühende Mönch" macht da keine Ausnahme und stellt bereits mit einem äußerst düsteren und unheimlichen Intro unter Beweis, in welche Richtung die Reise diesmal gehen wird. Der scheinbar übersinnliche Anteil ist ungewöhnlich hoch und wird konsequent bis zum Ende durchgehalten, bis dem Hörer die Lösung für die Ereignisse in dem abgelegenen Kloster präsentiert wird. Eine Lösung, die selbst für die geübtesten Kriminalisten sicherlich nicht zu rekonstruieren sein dürfte. Doch dies tut der Spannung keinen Abbruch. Wie immer kann "Point Whitmark" mit einer sehr dichten Atmosphäre punkten und schlägt einen bereits nach wenigen Minuten unweigerlich in seinen Bann.
Da sich die Serie nicht ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, wird die Stimmung immer wieder mit Szenen gelockert, die einen durchaus zum Schmunzeln bringen und dabei nicht (wie so oft in Jugendhörspielen) einen überzogenen, kindlichen Humor präsentieren. Wohl keine andere aktuelle Hörspielserie wird regelmäßig von derart skurrilen Figuren bevölkert wie "Point Whitmark". "Der glühende Mönch" hält gleich mehrere dieser sonderbaren Charaktere bereit, die das Hörvergnügen spürbar erhöhen.
Den Reigen eröffnet die äußerst sonderbare Leiterin der Mädchenfreizeit, Ms. Fawcett, die Jay, Tom und Derek den einen oder anderen äußerst unangenehmen Moment bereitet. Dazu gesellt sich Tom Mack, der Busfahrer, der außer Fußball nicht besonders viel im Kopf zu haben scheint. Abgerundet wird das Kuriositätenkabinett durch den undurchsichtigen Eseltreiber Bartlebee und einen triefäugigen Klostervorsteher. Originelle Zeitgenossen, die sich erfreulich abheben vom blassen Figureneinerlei einiger anderer Serien, in der viele der auftretenden Personen unscheinbar und austauschbar bleiben.
Um eine spannende und bedrückende Geschichte erfolgreich transportieren zu können, die zu großen Teilen hinter den Mauern eines abgelegenen Klosters spielt, bedarf es eines Soundtracks, der diese Stimmung hält und nach Möglichkeit noch weiter verstärkt. Dies war in der Vergangenheit einer der großen Pluspunkte der Serie und sorgt auch in diesem Fall für das erwünschte Resultat. Die unerklärlichen Ereignisse, die die Jungs aus Point Whitmark immer wieder an ihrem Verstand zweifeln lassen, werden mit einem mysteriösen und stellenweise unheimlichen Musikarrangement unterlegt, das die 38. Folge wie aus einem Guss erscheinen lässt.
Was die Auswahl der Stimmen betrifft, hat man der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass man sich bei der Besetzung der Rollen durchaus Gedanken macht und nicht wahllos nach der Verfügbarkeit von Sprechern besetzt. "Der glühende Mönch" präsentiert, neben einer gelungenen Auswahl an passenden Stimmen, zwei noch recht unbekannte Hörspielsprecherinnen einer breiteren Öffentlichkeit. Sonja Spuhl (Victoria Thornton) und Rieke Werner (Summer Dawn) überzeugen als Vertreterinnen des Fußballteams und tun dies mit einer Entspanntheit, die dafür sorgt, dass ihre Performance über eine enorme Glaubwürdigkeit verfügt, sodass man vermutet, es wirklich mit zwei amerikanischen Teenagern zu tun zu haben.
Neben diesen Newcomern agieren Vollblutakteure wie Thomas Nero Wolff, Gerald Paradies und Ernst Meincke, die egal in welcher Rolle mit ihren Darbietungen punkten können. Abgerundet wird das Ensemble wieder einmal mehr durch das Trio Sven Plate, Kim Hasper und Gerrit Schmidt-Foss, die mit großem Eifer bei der Sache sind und "Point Whitmark" zu einer Serie mit Wiedererkennungswert machen. Volker Sassenberg ist es erneut gelungen, das Schiff "Point Whitmark" wieder auf Kurs zu bringen, ohne dabei an Qualität einzubüßen. Insbesondere die originellen Geschichten wissen den Hörer zu fesseln und lassen wenig Wünsche offen. Auf diesem unbestritten hohen Level darf man sich noch auf vielen weitere Abenteuer an der amerikanischen Ostküste freuen.
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Publisher: Decision Products/Sony Music