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Offenbarung 23 49

Kaum eine andere Institution ist so darum bemüht, Außenstehenden einen Blick in ihr Innerstes zu verwehren und ihre dunklen Geheimnisse zu bewahren wie die katholische Kirche.

(C) Highscore Music / Offenbarung 23 49 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenWas ist Realität und was Fiktion? Gibt es tatsächlich die vom Menschen ersonnen Kategorien von Gut und Böse? Wie definiert sich das Menschsein? Und kann es tatsächlich sein, dass im Christentum seit Jahrtausenden falsche Annahmen über Gott verbreitet werden? Alles keine einfachen Fragen, doch mit der neuesten Chiffre des verstorbenen Hackers Tron sehen sich Georg und Nolo urplötzlich mit all diesen komplizierten Fragen konfrontiert. Doch damit noch nicht genug. Scheinbar gibt es eine tiefe Feindschaft zwischen Freimauern und der katholischen Kirche, die seit Jahrhunderten schwärt und ein dunkles Geheimnis, das die katholische Kirche mit aller Macht vor den Augen der Öffentlichkeit zu verbergen versucht.


Welche Rolle spielt dabei die Glaubenskongregation (besser bekannt unter dem Namen Inquisition) mit ihrem Vorsitzenden Josef Ratzinger, ebenfalls besser bekannt als Papst Benedikt XVI.? Georg und Nolo wird es in diesem undurchsichtigen Dschungel von Andeutungen, Halbwahrheiten und Vermutungen nicht leicht gemacht, den Überblick zu behalten, doch war die Gelegenheit nie größer, einer der mächtigsten Glaubensorganisationen eines ihrer finstersten Geheimnisse zu entreißen, das bei seiner Bekanntmachung die Realität vieler Menschen nachhaltig und unwiederbringlich verändern wird.


Eines vorweg, dieses Hörspiel ist keine leichte Kost für zwischendurch, sondern erfordert aufmerksames und mehrmaliges Zuhören, um all die vorgestellten Ideen und Theorien dieser Folge wirklich erfassen zu können. Im Gegensatz zu den vorherigen Episoden wird der Actionanteil fast auf Null zurückgeschraubt, um den vielen Thesen rund um die Geschichte der katholischen Kirche und des Glaubens den Platz einzuräumen, der solch ein brisantes Thema erfordert. Für einen Einstieg in die Serie ist diese Folge vollkommen ungeeignet, da weder der Handlungsrahmen noch die Geschehnisse von "Sündenfall" richtig verortet werden können.


Überhaupt fällt es schwer, von einer eigentlichen Handlung im Zusammenhang mit dieser Folge zu sprechen, denn wenn man es genau betrachtet, sind es einfach mehrere Dialoge, in denen Theorien und Thesen diskutiert werden, die allenfalls durch einen losen Überbau miteinander in Beziehung gesetzt werden. Zusätzlich wird ein brisantes Thema aufgegriffen, das lange Zeit in der katholischen Kirche als Tabuthema galt und totgeschwiegen wurde: Der Kindesmissbrauch durch Vertreter des Klerus.


Wenn man ans Ende dieser Episode gelangt ist, dürften auch Papst Benedikt und seine Amtszeit sowie sein Rücktritt als Pontifex in einem ganz neuen Licht erscheinen. Der Hörer bleibt mit der Frage zurück, ob es tatsächlich sein kann, dass der höchste Vertreter Gottes auf Erden von den unerhörten Vorkommnissen in seiner Kirche wusste und sie womöglich genauso wie sein Vorgänger über Jahre gedeckt hat? Womit wir beim absoluten Pluspunkt dieser Serie angelangt sind.


Welche andere Hörspielserie kann für sich verbuchen ihre Hörer zum Nachdenken anzuregen und zu animieren, unbequeme Fragen zu stellen? Richtig, nur ganz wenige Ausnahmen und eben "Offenbarung 23", eine Serie, die weder vor hochphilosophischen Fragen zurückschreckt noch Angst hat, das Publikum könnte überfordert werden. Ein mutiges Unterfangen, das bereits seit einiger Zeit mit einer wachsenden Hörgemeinde belohnt wird. Was den übergeordneten Handlungsraum betrifft, muss man allerdings festhalten, dass die Konfusion eher zu- als abnimmt, es wird immer schwieriger zu durchschauen, wer welche Ziele verfolgt und wen als seinen Verbündeten betrachtet.


Die unterstützenden Geräuscheffekte sind aufgrund des enormen Dialoganteils dieser Episode allenfalls als rudimentär zu bezeichnen, um die Diskussion ein wenig aufzulockern. Selbiges gilt für die musikalische Gestaltung von "Sündenfall". Bedrohliche Soundkollagen und entspannte Lounge-Klänge dienen der Auflockerung beziehungsweise dem Spannungsaufbau und sorgen für einen homogenen Gesamteindruck. Sprache, Musik und Effekte bilden eine gelungene Einheit.


An Sprechern ist fast ausschließlich das gesamte Stammpersonal von "Offenbarung 23" zu hören, wobei es problemlos gelingt, auch diese nicht immer einfache Kost den Hörern näherzubringen. Neu im Ensemble ist lediglich Friedrich Georg Beckhaus in der Rolle des Kardinals Josef, der ebenfalls zu gefallen weiß. Wie immer sind die Sprecher dieser Serie eine Bank und es gibt keine Ausreißer nach unten.


Sperrig und nicht unbedingt zugänglich präsentiert sich der neueste Output von "Offenbarung 23" und verlangt dem Hörer einiges ab, wer sich davon allerdings nicht abschrecken lässt, wird mit einer Fülle interessanter Theorien belohnt, die die Synapsen befeuern und geradezu nach einem mehrmaligen Hören verlangen. Unbequeme und eigenständige Hörspielkunst, deren intelligente Machart auf dem Markt leider viel zu selten zu finden ist. Freuen wir uns auf hoffentlich noch viele weitere Folgen, die bereit sind, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Highscore Music




 


 
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Ja, dürfen die das?
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