Die Lage spitzt sich weiter zu. Von Gartner muss die Schweiz auf dem schnellsten Weg verlassen, doch der Feind lässt nichts unversucht, um die kleine Marie in seine Gewalt zu bekommen.
In letzter Sekunde gelingt es dem ehemaligen Schweizer Gardisten Friedrich von Gartner, Marie Dufage, ein kleines Mädchen mit besonderen Fähigkeiten, aus den Händen eines noch unbekannten Feindes zu entreißen. Die Flucht scheint geglückt, doch dann kommt die erschütternde Nachricht, dass ihr Versteck kompromittiert wurde. Die Schweiz ist nicht mehr länger ein sicherer Ort für das ungleiche Paar. Der Vatikan verspricht zu helfen und organisiert neue Identitäten und Flüge außer Landes, doch ihre Häscher sind ihnen dicht auf den Fersen und schrecken auch vor Mord nicht zurück.
Die Lage scheint aussichtslos, bis eine neue Helferin die Bühne betritt und von Gartner und seine Begleiterin in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod bewahrt. Währenddessen trifft Il-Gibr Vorbereitungen, den Kreis seiner Brüder zu verlassen und sich ein neues Leben mit einer Sterblichen aufzubauen. Eine Idee, die nicht überall auf Gegenliebe stößt, schließlich ist Il-Gibr ein wichtiger Aktivposten im Kampf gegen die zahlreichen Feinde. Noch ahnen weder von Gartner noch Il-Gibr, dass sich ihre Leben in naher Zukunft auf dramatische Weise verändern werden.
Mit "Baton Rouge" legt Imaga den dritten Teil der "Fallen"-Reihe vor. Es empfiehlt sich dringend zuvor die beiden ersten Teile gehört zu haben, andernfalls dürfte man mit einer Menge Fragezeichen zurückbleiben, denn auf eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse wird verzichtet und die Handlung weiter konsequent vorangetrieben. Waren die beiden bisherigen Episoden noch von vielen verschiedenen Handlungssträngen geprägt, so liegt der Schwerpunkt von "Baton Rouge" eindeutig auf den Ereignissen der Flucht von Gartner durch die Schweiz und den Aktivitäten il-Gibr. So wirkt die Geschichte weniger zersplittert und die ersten kleineren Rätsel werden gelöst, um von anderen, bisher unbekannten abgelöst zu werden.
Ein aufmerksames Hören ist definitiv unerlässlich, um die vielen kleinen Infohappen, die in den Dialogen versteckt wurden, zu entdecken und so das Hörvergnügen noch einmal deutlich zu erhöhen. Bereits nach wenigen Minuten zieht Marco Göllner die Spannungsschraube für sein Publikum deutlich an, wenn er es mitnimmt auf eine scheinbar aussichtslose Flucht durch ein Land, in der jeder ein Feind sein könnte, egal wie harmlos er auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Atmosphäre wird enorm verdichtet und über allem steht die bange Frage ob sich die beiden aus ihrer aussichtslosen Situation befreien können.
Es gelingt dem Produktionsteam eine ausgewogene Mischung zwischen Actionelementen und ruhigeren Passagen zu finden, in denen der Hörer wichtige Informationen geliefert bekommt und die Handlung weiter vorangetrieben wird. Die Dialoge sind äußerst geschliffen, ohne dabei ins Unnatürliche abzudriften, doch es empfiehlt sich sehr genau zuzuhören, denn nicht selten gibt es, unter dem gesprochenen Wort, eine weitere Bedeutungsebene zu entdecken. Überhaupt heben sich die Dialoge doch aus der Masse vieler Hörspielproduktionen hervor, weil es sich im Fall von "Fallen" nicht verbietet, von originell zu sprechen. Als Beispiel seien hier insbesondere jene Szenen empfohlen in denen Il-Azaz die Bühne betritt.
Nicht selten gelingt es allein durch das gesprochene Wort, eine Szene enorm emotional aufzuladen, die Eingangsszene von "Baton Rouge" quillt förmlich über vor Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein, was zu einem erheblichen Maße allein der Wortwahl und der Betonung zu verdanken ist. Dazu kommen die eingesetzten Geräusche, die wohl im Kopf eines jeden eine Collage schrecklicher Bilder entstehen lassen dürfte. Nicht nur Worte und Geräusche gehen hier im besten Sinne eine Verbindung ein, auch die zum Einsatz gebrachten Musikstücke, die im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen nicht rein instrumental ausfallen, arbeiten mit am ganz eigenen Flair dieser Serie. Etwas mehr als ein gutes Dutzend begabter Sprecher ist angetreten, um "Baton Rouge" ein eigenes Gesicht zu geben.
Der eine oder andere ragt ein wenig hervor, so etwa Lilli Martha König. Es ist beachtlich wie scheinbar leicht es ihr von der Hand geht, in die Rolle eines kleinen Mädchens zu schlüpfen, das sich von einem Tag auf den anderen Menschen gegenübersieht, deren größter Wunsch es zu sein scheint, es aus einem unbekannten Grund zu verschleppen. Florian Halm gelingt es, die Entschlossenheit von Il-Gibr, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und dabei zu allem bereit zu sein, zum Hörer zu tragen und dabei Emotionen zu erzeugen. Eine Leistung, die leider vielen aktuellen Hörspielproduktionen vollkommen abgeht.
Dazu gesellt sich ein glänzend aufgelegter Michael Prelle, der seine Rolle des Il-Azaz in vollen Zügen zu genießen scheint, es macht einfach Spaß ihm im Fall von "Baton Rouge" bei der Arbeit zu lauschen. So müssen die Dialoge von Personen interpretiert werden, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Werte und Normen bewegen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. "Fallen" bleibt auch mit der dritten Episode inhaltlich und produktionstechnisch enorm stark und leuchtet aus dem Dickicht neuer Hörspiele hervor. Wer sich für das Medium Hörspiel begeistern kann, kommt an "Fallen" nicht vorbei.