Duane Swierczynski und Jason Pearson betreiben in Sachen Deadpool-Historie Etikettenschwindel der äußerst amüsanten Art.

Gegenwärtig erfreut sich Harley Quinn einer Beliebtheit, der jener von Deadpool nach dessen Auftritt in "X-Men Origins: Wolverine" gleicht. Die sichtbaren Auswüchse gleichen sich: Die Beliebtheit bei Cosplayern, das Ansteigen der Preise der ersten Auftritte des Charakters und Zähneknirschen bei Hardcore-Fans ob der plötzlich allerorten erscheinenden, frischgebackenen Comic-Experten. Mit etwas Verspätung war der Hype rund um den "Merc with a Mouth" 2011 auch hierzulande angekommen und Panini bemüht, das Verlangen der Fans mit ausreichend Lesefutter zu stillen. Neben dem Start der zweimonatlichen Heftserie, für die man mittlerweile ordentlich tief in die Taschen greifen muss, wurde auch eine Sonderbandreihe ins Leben gerufen.
Deren Auftakt bildete die US-Miniserie "Deadpool: Wade Wilson's War", die den Löwenanteil von Nummer 85 der Marvel-Sammlung von Hachette ausmacht und nicht nur jene erfreuen sollte, die damals bei der
Panini-Variante nicht zugegriffen haben. In diesem Vierteiler stellt sich Deadpool einer Anhörung vor dem US-Senat, der ihm die Beteiligung an einem Massaker mit dutzenden toten Zivilisten in Mexiko vorwirft. Der Söldner mit der großen Klappe nutzt die mediale Bühne allerdings nicht nur dazu, die von ihm, Bullseye, Domino und Silver Sable im geheimen Auftrag unternommenen Missionen zu schildern, sondern sich auch eine eigene Version seiner Vergangenheit zusammenzuzimmern.
Die Erinnerungen von Mr. Wilson erweisen sich großteils als veritabler Unsinn mit höchst zweifelhaftem Wahrheitsgehalt. Wer sich eine Origin-Story von Autor Duane Swierczynski und Zeichner Jason Pearson erwartet hat, wird auf amüsante Art und Weise getäuscht, denn der Irrsinn von Deadpool, kombiniert mit seinem tragischen "Waffe X"-Schicksal, lässt viele Versionen seiner Biografie zu (und macht deutlich, dass der Charakter an Komplexität der eingangs erwähnten Harlekindame haushoch überlegen ist). Handfestere Infos zum Werdegang von DP gibt es dann jedoch im ebenfalls abgedruckten "X-Men Origins: Deadpool" zu erfahren – ebenfalls von Duane Swierczynski und nicht minder amüsant. Gelungenes Package!