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Movie-Review: Frontier(s) (Sunfilm)

Die Story kommt einem irgendwie vertraut vor: Jugendliche geraten an eine blutrünstige Familie. Neu ist an dieser französischen Version des "Texas Chainsaw Massacre" allerdings der (neo)nazistische Einschlag der Gastgeber.

Froniter(s) (c) Sunfilm Entertainment / Zum Vergrößern auf das Bild klickenParis steht in Flammen. Ganz Paris? Nein, irgendwo in den versifften Banlieus gibt es noch eine Bank, die es wert ist von jungen Westentaschen-Kriminellen ausgeraubt zu werden. Ringsum toben bürgerkriegsartige Unruhen, ausgelöst durch die harten Repressionsmaßnahmen der Politik als Antwort auf die Proteste nach einem umstrittenen Wahlergebnis. Yasmina macht sich mit ihren vier Freunden in letzter Minute vor den blaugewandeten Repräsentanten des Schweinesystems davon, muss aber ihren getöteten Bruder zurücklassen. Das Ziel der Flüchtenden ist die französisch-belgische Grenze, wo fernab des heißen Großstadtpflasters die Beute geteilt werden soll.

Schnell ist eine einfache Absteige im öden Grenzland gefunden, die zunächst von zwei Jungs aus der Clique bezogen wird. Binnen kurzer Zeit stellt sich jedoch heraus, dass nicht nur die Unterkunft verkommen ist, sondern auch die Gastgeberfamilie. Bei Yasminas Eintreffen ist bereits das erste Blut geflossen und die Rollenverteilung klar: Unsere Jugendlichen sehen einem kurzen und qualvollen (Ab-) Leben als Schlachtfleisch entgegen. Binnen kurzer Zeit ist lediglich unsere Protagonistin noch am Leben, und auch das nur weil sie ein Kind in sich trägt. Dieses wiederum will das Oberhaupt der Familie, ein strammer Altnazi mit dem klingenden Namen von Geisler als neuesten Spross in seine perverse Mini-Volksgemeinschaft integrieren. Dass seine inzestuöse, degenerierte Familie die Vision reinen, arischen Blutes völlig konterkariert, ist dabei nur eine zynische Fußnote.

Was nun in verdichteter Form folgt, ist ein Augenschmaus für Freunde gepflegter Schlachthausromantik. Bis zum Finale wird derart gesägt, geschlagen, geschossen und geschnetzelt, dass das Kunstblut in Strömen fließt. Die Produktion ist tadellos, ebenso die Kameraführung. Die düstere Atmosphäre des "Schlachthauses" mit angeschlossener ehemaliger Bergwerksmine ist mit kühlen Blautönen sehr gut eingefangen und grenzt sich gegen die vergleichsweise hellen Farben zu Beginn des Filmes deutlich ab.
 
Empfehlenswert ist "Frontier(s)" überdies wegen der tollen Bonus Disc, auf der sich entfallene Szenen und ein sehr interessantes Making of finden. Regisseur Xavier Gens, Insidern bekannt von der Videospiel-Verfilmung "Hitman", nennt vor allem "Texas Chainsaw Massacre" als eines der Vorbilder für seinen Film, darüber hinaus äußert er sich aber auch über seine Motivation für den Dreh. Interessant ist dabei der zeitgeschichtliche Hintergrund, den die französischen Präsidentschaftswahlen des Jahres 2002 liefern. Damals kam es tatsächlich zu heftigen Protesten und Erschütterungen in der Innenpolitik, als der rechtsextremistische "Front National"-Politiker Jean-Marie Le Pen überraschend in die Stichwahl gegen den Amtsinhaber Jacques Chirac gelangte.



###Andreas Grabenschweiger###
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