Es war einmal ein sehr, sehr dunkler Wald... Der koreanische Regisseur Yim Pil-sung wandelt auf den Pfaden Grimm'scher Märchen und Realitätsbewältigung á la "Pans Labyrinth".
Eun-soon streitet mit seiner Freundin am Handy über Verantwortungsgefühl und sein ungeborenes Kind, als sein Auto von der Fahrbahn abkommt und im dunklen, weitläufigen Wald verunglückt. Benommen und verletzt torkelt Eun-soon durch den Wald und sinkt schließlich erschöpft zu Boden. Es ist bereits dunkel, als er die Augen öffnet und ein süßes Mädchen mit rotem Cape und Lampe ihm ihre Hilfe anbietet – erfahrene Horrorfreaks würden gar nicht erst mit der Göre reden, geschweige denn ihr auch noch brav durch den bösen Wald nachlatschen. Angekommen am Häuschen bereitet sich ihm der bizarre Anblick einer perfekten Familie mit drei süßen Kindern, die in einem augenschmerz-bunten, Spielsachen und süßigkeitenüberladenen Knusperhäuschen harmonisch und abgelegen lebt. Zu bröckeln beginnt der quietschbunte Schein, als Eun-soon in Ermangelung einer Telefonanbindung versucht, durch den Wald zur Stadt zu gelangen, denn alle Wege führen immer wieder zum Häuschen zurück und der Wald ist unheimlich und wirkt unendlich weit.
Zwar hat der Film mit der grimmschen Märchenvorlage nur in kleineren Querverweisen etwas zu tun, doch das fantastische Set-Design von Ryu Seong-hee weckt im Zuschauer sofort die Erinnerung an die Märchen der Kindertage. Surreale Bilder von nostalgischem Spielzeug, blaue Kindertüren mitten im Wald, Berge von bunten Süßigkeiten und Törtchen zum Frühstück. Doch durch subtilste Details erhält das Unheimliche und Unbehagliche in jeder noch so idyllischen Szene seinen Platz. Etwas stimmt hier nicht, und das wird krank aber kunstvoll und im typisch asiatischen Stil in den Kopf des Rezipienten gepflanzt. Die Story birgt Überraschungen und macht den Film somit spannend, auch wenn er phasenweise etwas langatmig wird. Wer hier aber einen schockenden Horrorfilm erwartet, wird enttäuscht. Das Genre bewegt sich eher in Richtung Gruselmärchen auf hohem Niveau und das Grauen wird, ähnlich wie in Guillermo del Toros "Pans Labyrinth" eher durch die Bezüge zu einer harten Realität erzeugt, in der Kinder mißhandelt, geschlagen und hungernd dahinvegetieren und Erwachsene von Gier, Machtmissbrauch und Perversion getrieben sind.
Fazit: Kein klassischer asiatischer Horrorschocker, sondern ein optisch opulenter Gruselfilm mit bitterernsten Ansätzen, die sich jedoch erst nach einer Weile durch die fantasiereiche Story nach oben kämpfen. Etwas zum Nachdenken und definitiv nichts für empfindliche Gemüter.