Das schräge Frühwerk von Robert Kirkman und Tony Moore liegt jetzt in einer schicken Gesamtausgabe vor.
Heutzutage kaum zu glauben, aber es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der Robert Kirkman im Zuge des Riesenerfolgs namens "The Walking Dead" noch nicht zum international bekannten Comic-Superstar und Mitverleger von Image Comics avanciert war. Es begab sich im Jahre 2000, die Welt hatte sich gerade vom (nicht eingetretenen) Y2K-Bug erholt, als sie ein junges Kreativteam erneut in die Verdammnis zu stürzen drohte. Genauer genommen jene Leser, die sich die in Schwarzweiß gehaltene Serie "Battle Pope" holten, welche ein obskurer kleiner Verlag namens Funk-O-Tronic in die Regale gebracht hatte. Weitere Hefte, besagter Zombie-Superhit und einen Griff in den Farbtopf später erstrahlt das ketzerische Spektakel nun als auf 999 Exemplare limitierte Gesamtausgabe auch in deutschsprachigem Glanz.
Gleich zum Auftakt kommt es dicke für den Protagonisten, dem Frauen und Alkohol nicht abgeneigten Papst Oswald Leopold II. Gott höchstpersönlich beauftragt ihn damit, den Heiligen Michael aus den Klauen von Luzifer zu befreien, der es sich im Rahmen seiner Firma Hellcorp auf der Erde bequem gemacht hat. Mit den ihm zur Verfügung gestellten Kräften bewerkstelligt der unheilige Vater diese Aufgabe zwar und wird zum Beschützer seiner Stadt, hat aber von nun an Jesus höchstpersönlich am Hals. Und der erweist sich nicht nur als etwas einfältig, sondern auch als lästiger Mitbewohner und Gefahr für das Liebesleben des Papsts. Als er sich im Rahmen seiner diesbezüglichen Aktivitäten an der falschen Dame vergreift, kommt es schließlich zum epochalen Showdown.
"Battle Pope" ist wirklich nichts heilig, die Lektüre dürfte christlichen Marines die Schamesröte ins Gesicht treiben und die Inquisition zurückwünschen, alle anderen Leser werden sich hingegen definitiv prächtig amüsieren. Die Erzählung ist zwar noch nicht so flüssig geraten wie spätere Werke von Mr. Kirkman, aber das machen die verrückten Einfälle und kreativer Schimpfwortgebrauch allemal wett. Die Zeichnungen von Tony Moore, dem mehrere Kollegen aushelfend zur Seite standen (darunter sogar der Autor selbst), gewinnen durch die tolle Kolorierung von Val Staples spürbar hinzu und der umfangreiche Blick ins Skizzenbuch zeigt abschließend einmal mehr, wie viel Arbeit so ein Comic eigentlich bedeutet. Amen!