Batwoman muss sich nicht nur einer durchgeknallten Sektenführerin, sondern damit einhergehend auch ihrer Vergangenheit stellen.
Schlappe 130 Ausgaben hat es gedauert, bis eines der wichtigsten Mitglieder der "Batman Family" endlich auch zu Ehren eines eigenen Bandes innerhalb der DC-Sammelreihe von Eaglemoss kommt. Die Rede ist von Batwoman, im Jahr 1956 von DC nicht zuletzt deshalb eingeführt, um dem vom berüchtigen Fredric Wertham ("Seduction of the Innocent") postulierten homosexuellen Verhältnis zwischen Batman und Robin etwas entgegenzuhalten. Nachdem die "Camp"-Atmosphäre im Zuge der erfolgreichen TV-Serie der 1960er passé war und die Abenteuer des Mitternachtsdetektivs wieder düsterer wurden, verschwand auch Kathy Kane in der Versenkung, bis sie in der elften Ausgabe der Maxiserie "52" (2006) zurückkehrte.
Während sich Bruce Wayne nach seinem scheinbaren Tod in "Final Crisis" durch die Zeit zurückkämpfte, übernahm Batwoman, nun als Kate Kane unterwegs, die Seiten von "Detective Comics". Krimispezialist Greg Rucka und Zeichner J. H. Williams III ließen sie im Mehrteiler "Elegy", veröffentlicht in den Nummern 854-860, an die Schurkin Alice geraten. Diese hat nicht nur einen Faible für "Alice im Wunderland" (samt entsprechendem Duktus), sondern soeben die Kontrolle über die sogenannte Religion des Verbrechens übernommen – jener Sekte, der es kürzlich beinahe geglückt wäre, eine Prophezeiung zu erfüllen und Kate zu töten. Als wäre das nicht traumatisch genug, entdeckt sie auch noch, dass sie Alice einst gelinde gesagt sehr nahestand.
Über das atemberaubend schöne Artwork von J. H. Williams III, das sich je nach dem geschilderten Ort oder der Zeit wahlweise in opulenten, ornamentartigen Kompositionen oder schlichter Eleganz präsentiert, muss an dieser Stelle wohl kein weiteres Wort verloren werden. Greg Ruckas Erzählung wiederum startet als Kampf einer Superheldin, deren militärische Einsatzplanung rasch mit der Irrationalität ihrer Gegnerin kollidiert, um dann in eine Vergangenheitsbewältigung in bester "Year One"-Manier zu münden. Eine mutige wie spannend umgesetzte Neuinterpreation von Kate Kane, deren "Silver Age"-Tod in "Detective Comics" 485 (1979) als Bonusstory ebenso enthalten ist wie die tollen Originalcovers.