Mehrere alternative Varianten prägender Marvel-Momente aus der Serie "What If?" haben von Hachette einen eigenen Band spendiert bekommen.
Das Grübeln darüber, ob an einem gewissen Punkt des Lebens eine bestimmte Entscheidung zu anderen Konsequenzen geführt hätte, ist stets beliebt und hat wohl nicht nur Legionen an Philosophen beschäftigt. Sicherlich auch Generationen von Comic-Fans, die möglicherweise den nicht getätigten Kauf eines Hefts bereuen, das ihnen Jahr(zehnt)e später einen ordentlichen Batzen Geld auf dem Sammlermarkt eingebracht hätte. Wesentlich angenehmer und nervenschonender ist da schon die Lektüre von "What If?", einem beliebten und immer wiederkehrenden Klassiker von Marvel, der sich bedeutenden Punkten der verlagseigenen Geschichte widmet und ihnen einen alternativen Twist verpasst.
Aus dem ersten Volume, das 1977 gestartet wurde und es auf 47 Ausgaben brachte, hat Hachette eine feine Auswahl getroffen, welche in vier von sechs Fällen wohl nicht ganz zufällig an wichtige Wendepunkte anknüpft, die sich in anderen Ausgaben der Marvel-Sammlung wiederfinden. Die Folgen, die sich aus dem hier von Uatu dem Beobachter erzählten Abweichungen von der offiziellen Erzählweise ergeben, schwanken dabei: Während etwa Sue Storm die um Spider-Man erweiterten Fantastic Five in Richtung Namor verlässt ("What If?" Heft 1), kostet es Tony Stark das Leben, als sich die Avengers im Kampf gegen besagten Sub-Mariner und Hulk kurzfristig zerstreuen (Heft 3).
Dass Doctor Strange nicht sofort die Kräfte der guten Magie nutzt (siehe Band 26 der "roten" Marvel-Reihe), sondern erst einmal bei Dormammu anheuert, beschert ihm hingegen sogar die zusätzliche Beherrschung dunklerer Kräfte (Heft 18). Auch der
Kree/Skrull-Krieg nimmt durch den vorzeitigen Tod von Rick Jones, der im Original eine zentrale Rolle spielt, einen etwas anderen Verlauf, der beispielsweise das sich anbahnende Verhältnis von Vision und der Scarlet Witch zunichtemacht (Heft 20). Ein Happy End gibt es hingegen für den Hulk, dessen geliebte
Jarella auf der Erde nicht ums Leben kommt, sondern diesen nach der Rückkehr in ihre subatomare Heimat K'ai ehelicht (Heft 23).
Der Höhepunkt dieses Bandes ist jedoch eindeutig Heft 24, welches es nicht zum legendären
Tod von Peter Parkers erster Freundin Gwen Stacy im Kampf gegen den Green Goblin kommen lässt und sogar zur Aussöhnung mit Vater und Sohn Osborn führt. Selbst die Hochzeit mit Mary Jane Watson wird hier in gewisser Hinsicht vorweggenommen, denn der gute Peter führt seine gerettete Geliebte sogleich vor den Traualtar. Um das Ganze aber (selbst nach Marvel-Verhältnissen) nicht allzu realitätsfern zu gestalten, schlägt letztlich doch noch etwas vom "Parker-Glück" zu, da die Identität von Spider-Man gelüftet wird und Tante May endlich doch noch vor Schreck umkippen kann.
In einer perfekten Welt für Spidey-Fans wäre auch der Abdruck von Heft 30 fantastisch gewesen, das sich rückblickend ebenfalls als etwas prophetisch erweist: "What if Spider-Man's clone lived?" Natürlich würden sich noch viele andere Ausgaben aus dem "What If?"-Fundus anbieten, der sich ja nicht nur auf dieses erste Volume beschränkt, aber so eine Auswahl fällt naturgemäß schwer. Hier ist aber definitiv für jeden Marvel-Fan etwas dabei und für kurzweilige Unterhaltung gesorgt, die unter anderem von großen Namen wie Roy Thomas, Jim Shooter, Gil Kane und Herb Trimpe erdacht und zu Papier gebracht wurde. Als witzigen Bonus gibt es außerdem noch ein paar Gags aus dem dezidiert unernsten "What If?" 34.