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Gruselkabinett 106

Millionen Bücher und Schriften dienen allein der Unterhaltung, doch es gibt einige wenige, die sich erheblich von diesen unterscheiden, denn sie sind gefährlich und böse!

(C) Titania Medien / Gruselkabinett 106 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm ausgehenden 19. Jahrhundert betreten jeden Tag mehrere Hundert Menschen eine der größten Bibliotheken Englands. Einige stechen aus dieser Masse hervor, John Eldred ist einer von ihnen. Nervös und angespannt wendet er sich auf der Suche nach einem ausgefallenen Titel an das Personal. Er kann sein Glück kaum fassen, dass sich tatsächlich eine Ausgabe des Traktat Middoths im Bestand befindet und auch augenscheinlich nicht ausgeliehen wurde. Sofort macht sich William Garrett, einer der Angestellten auf den Weg, das Schriftstück zu beschaffen. Umso größer ist die Enttäuschung für Eldred, als man ihm mitteilen muss, dass eine andere Person ihm zuvor gekommen ist und das Buch entliehen hat.


Garrett ist sich sicher, eine dunkle Gestalt zwischen den Regalen beobachtet zu haben. Fest entschlossen, Mr. Eldred das Traktat zu beschaffen, macht er sich am folgenden Tag erneut auf die Suche nach dem Titel und erliegt einem plötzlichen Schwächeanfall. Bloße Überarbeitung oder die Attacke eines unheimlichen Fremden? Um rasch zu genesen, reist Garrett an die Küste, auf der Fahrt dorthin macht er die Bekanntschaft der Simpsons, die Absonderliches zu berichten haben und Mr. Eldred in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lassen.


Mit M. R. James kehrt ein alter Bekannter ins "Gruselkabinett" zurück, der in der Vergangenheit bereits mehrere Geschichten der Reihe beisteuerte. Immer wieder stehen mysteriöse Gegenstände und abgelegene Orte im Mittelpunkt seiner Texte, die ein dunkles Geheimnis bergen. "Das Traktat Middoth" macht hier keine Ausnahme. Schon nach wenigen Minuten rückt für die Hörer die Frage nach dem Inhalt des Buchs in den Fokus. Man möchte unbedingt erfahren, was sich auf den Seiten des Traktats befindet und warum sich Menschen auf die fieberhafte Suche nach ihm begeben, ein Umstand, der die Spannungskurve zwar langsam, aber konsequent ansteigen lässt, bis endlich das Geheimnis gelüftet wird.


Wie viele Vertreter der klassischen Schauergeschichte nimmt sich auch "Das Traktat Middoth" Zeit, um sich zu entfalten. Die einzelnen Figuren werden vorgestellt und im Laufe der Dialoge diverse Hinweise auf die Charakteranlage der Protagonisten geliefert, was für zusätzliche Tiefe sorgt. Ebenso klassisch ist der Auslöser für die merkwürdigen Ereignisse, die mit der Suche nach dem Traktat in Zusammenhang stehen. Häufig liegen die Ursachen für die Flüche und mysteriösen Erscheinungen in einer familiären Tragödie begründet, was im weitesten Sinne auch auf diese Geschichte zutreffend ist.


"Das Traktat Middoth" ist eine jener Storys, bei denen sich das Grauen nur sehr versteckt zeigt, um die Menschen anschließend nur umso tiefer ins Verderben zu reißen. Die verwendeten Soundeffekte können zu jeder Zeit überzeugen und schaffen es problemlos, das viktorianische Zeitalter zum Leben zu erwecken. Eine musikalische Untermalung ist, wie bei vielen Produktionen von Titania Medien, fast allgegenwertig und wird geschickt dazu genutzt, um die verschiedenen Stimmungen der einzelnen Szenen zu verstärken.


Alle verwendeten Stücke harmonieren ausgesprochen gut mit der Handlung und verdichten den Inhalt. Viele Hörspiele können mit hochkarätigen Stimmen aufwarten, die hohe Kunst ist es jedoch, die Sprecher zu Höchstleistungen zu animieren, die eine Produktion zu etwas Besonderem machen. Dies ist im vorliegenden Fall gelungen, denn hier schafft man es, neben dem gesprochenen Wort auch die Haltung und die Eigenschaften einer Rolle auf äußerst plastische Weise zum Hörer zu transportieren.


Bernd Rumpf verkörpert den ständig leicht gereizten und ausgelaugten Mr. Eldred, den die Suche nach dem Traktat an die geistigen und körperlichen Grenzen getrieben hat. In jedem seiner Sätze schwingt eine unterschwellige Aggressivität und gleichzeitige Müdigkeit mit, die es möglich machen, dass ein deutliches Bild von Mr. Eldred alsbald Gestalt annimmt. Lutz Mackensy gibt einen von seiner Umwelt gelangweilten Bibliothekar und es macht große Freude, ihm dabei zuzuhören. Judy Winter lässt als Haushälterin ebenfalls keinerlei Zweifel daran, wie sie zu ihrem Arbeitgeber steht, Ablehnung und gar Hass werden hier nahezu greifbar.


Rainer Gerlach schlüpft in die Rolle des Misanthropen Dr. Rant, der es genießt, seine Familie leiden zu sehen. Gerlachs Auftritt verdient das Siegel "diabolisch". Dazu kommen viele weitere großartige Akteure wie Constantin von Jascheroff, Cathlen Gawlich, Herma Koehn und Reinhard Scheunemann, der in der Funktion des Erzählers zu glänzen versteht. Inhaltlich bewegt sich diese Episode auf einem eher durchschnittlichen Niveau für diese Reihe, allerdings sind die Leistungen der Sprecher wirklich äußerst überzeugend und sorgen dafür, dass man sicherlich öfters nach ihr greift, wenn einem der Sinn nach guter Unterhaltung steht.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien




 


 
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