Es sollte ein Routineauftrag werden, um das Konto wieder auszugleichen. Doch die vermeintliche Sexaffäre entpuppt sich als Ente.
Eigentlich hatte sich Siggi darauf gefreut, in der Eifel einige Tage ausspannen zu können. Dann jedoch erreicht ihn ein Anruf seines Chefs, der ihn bittet sich einer brandheißen Geschichte anzunehmen, in deren Mittelpunkt ein Bundestagsabgeordneter steht. Da die Story nach leicht verdientem Geld klingt, sagt Siggi widerwillig zu und begibt sich umgehend für einen Interviewtermin nach Bonn.
Doch es kommt alles anders, die von seinem Vorgesetzten in Aussicht gestellte Story entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Ente. Frustriert begibt sich Siggy auf den Rückweg in die Eifel und wird Zeuge eines Polizeieinsatzes. Scheinbar wurde ein Obdachloser ermordet. Ein Mord unter Saufbrüdern, für die Polizisten reine Routine. Doch schon am Tatort gibt es erste Zweifel über die Identität des Toten. Woher stammt der hohe Geldbetrag in seinem Besitz? Warum besitzt ein Obdachloser ein Zugticket nach Basel?
Die Dinge werden noch verworrener, als einer der Kriminalbeamten Baumeister in der Eifel aussucht und davon berichtet, dass man in der Sache nicht weiter ermitteln dürfe und Siggi auffordert, sich der Sache anzunehmen. Kurz darauf ist der Mann tot. Nun ist Siggi Baumeisters Neugier geweckt. Auf was für eine mysteriöse Geschichte ist er hier gestoßen? Schnell wird klar, jemand hat ein großes Interesse daran die Wahrheit unter den Teppich zu kehren und schreckt dabei auch vor Mord nicht zurück. Auch Siggi muss um sein Leben fürchten.
"Requiem für einen Henker" ist die zweite Episode der noch jungen Serie und präsentiert dem Hörer eine spannende Kriminal- und Spionagegeschichte, die in die dunkelsten Zeiten des Kalten Krieges zurückführt und dabei den eher ungewöhnlichen Blickwickel aus deutscher Sicht auf diesen Konflikt wählt. Jacques Berndorf gelingt es auch diesmal, eine packende Geschichte mit vielen Winkelzügen in das historische Umfeld der Bonner Republik einzubetten und auf gekonnte Art mit der Ruhe und Beschaulichkeit der Eifel zu vermischen. Markus Winter und seinem Team ist es mit viel Herzblut und Akribie gelungen, diese außergewöhnliche Komposition von erzählerischen Elementen ins Hörspiel zu übertragen. Dabei entsteht eine Produktion mit Alleinstellungsmerkmal.
Der Plot ist abwechslungsreich und enthüllt dem Hörer bis zum Schluss immer wieder neue Wendungen, mit denen nicht zu rechnen ist und sorgt so für eine Spannungskurve, die problemlos bis zum Schluss aufrechterhalten werden kann. Die "Eifel-Krimis" waren für viele Leser die Urahnen des Lokalkrimis. Ein Markenzeichen sind dabei sicherlich die Eigen- und Besonderheiten der Bevölkerung eines bestimmten Landstrichs, die diese besonders unterhaltsam oder liebenswert erscheinen lassen. Was bereits die Romane auszeichnete, findet sich zum Glück auch in den Hörspielen wieder. Die Mentalität der Menschen und die Region, in der sie leben, wird gut eingefangen und vor den Lautsprecherboxen mit Leben gefüllt.
Die Bonner Republik dürfte für viele eher eine biedere und spießige Zeit gewesen sein, in der man nicht unbedingt einen packenden Krimi ansiedeln würde, doch genau das ist gelungen. "Requiem für einen Henker" präsentiert dem Publikum eine mögliche dunkle Seite der noch jungen Bundesrepublik, die für viele Menschen sicherlich unvorstellbar ist. Eine gute Geschichte ist bei einer Hörspielproduktion nur die halbe Miete, es bedarf auch Sprecher, die diese nun glaubhaft mit Leben füllen. Insbesondere die Hauptrollen verlangen dabei nach besonderem Fingerspitzengefühl.
Mit Matti Klemm hat man einen wirklichen Glückgriff als Besetzung für die Rolle des Siggi Baumeister getätigt. Seine tiefe, dunkle Stimme in Kombination mit einer leicht ironischen Art und einem feinen Sinn für Humor ergibt die genau richtige Konstellation, um diese vielschichtige Figur mit Leben zu füllen. An seiner Seite ist Giuliana Jakobeit zu hören, die auch im zweiten Abenteuer der beiden Akteure wieder vollends überzeugen kann. Ihr gelingt es, die vielen Facetten der entschlossenen, jungen Journalistin auf eine frische und unbekümmerte zu transportieren. Dazu kommen viele weitere bekannte Stimmen, die allesamt zur Champions League der Synchronsprecher zu zählen sind.
Kostprobe gefällig? "Requiem für einen Henker" kann so illustre Namen wie Santiago Ziesmer, Helmut Krauss, Marianne Groß, Bert Stevens, Detlef Bierstedt und Anke Reitzenstein versammeln, um die abwechslungsreiche Handlung in Szene zu setzen. Selbst Menschen, die ansonsten nichts mit Lokalkrimis anfangen können und sich mit einem Achselzucken abwenden würden, sollten hier ein Ohr riskieren. Sie werden mit einer der besten Hörspielproduktionen der letzten Jahre belohnt.