Uralte Mächte sorgen für seltsame Geschehnisse in einem Waisenhaus, von dem ein Ermittlerduo tunlichst ferngehalten werden soll.
Wälder mit alten, mächtigen Bäumen können in der kalten Jahreszeit und nach Anbruch der Dunkelheit durchaus einen bedrohlichen Charakter für kindliche Gemüter haben und die Fantasie entsprechend durchgehen lassen. Womöglich würden das die Jungen und Mädchen bestätigen, die in einem Waisenhaus leben, wenn sie nicht allabendlich um Schlag Mitternacht damit beschäftigt wären, wie in Trance auf das Dach des Gebäudes zu marschieren und dort ein rätselhaftes Ritual samt beschwörendem Singsang abzuhalten. Danach lassen die Kleinen sowohl die Szenerie ohne Erinnerung zurück als auch das Personal ratlos.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, schickt Minister Pomerol die beiden Ermittler Kasimir Duprey und Artemis Hartcourt zu der Einrichtung, die praktischerweise von seinem alten Bekannten geleitet wird. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, sollte der Abstecher nur dazu dienen, jeglichen Verdacht von der renommierten Institution abzulenken, doch das Duo hat längst Blut geleckt, nachdem es gleich zweimal mit vorgehaltener Waffe vor die Tür gesetzt worden ist. Dass die Römer auf einer nahen Lichtung einst Druiden ermordeten, ist nur die Spitze des dämonischen Eisbergs, mit dem es Duprey und Hartcourt zu tun bekommen.
Pierre Boisseries in sich abgeschlossene Erzählung atmet eine ordentliche Prise guter alter Schauerromantik, lässt neben wohligem Grusel aber auch augenzwinkernde Facetten zu. Das beginnt bereits mit der Bezeichnung der Behörde, für welche die beiden Ermittler tätig sind ("Öffentliches Ministerium für Privatangelegenheiten"), und mündet in den unerwartet lockeren Duktus alter, unfreundlicher Götter. Zum nicht ganz bierernsten Charakter von "Das Konzil der Bäume" passt der Stil von Nicolas Bara somit wunderbar, diverse fast schon bizarr verzerrte Gesichtszüge mancher Figuren fangen den angenehm skurrilen Unterton toll ein.