Im Comic-Pantheon sind Frank Miller und Geof Darrow ebenso gern gesehene Gäste wie im Verlagsprogramm von Cross Cult – der eine mit seinen düster-brachialen Epen
"Sin City" und "300", der andere mit der extravaganten Grafikorgie
"The Shaolin Cowboy: Shemp Buffet". 1995 bündelten sie für das in zwei Bänden erschienene (und auch als Animationsserie umgesetzte) "The Big Guy and Rusty the Boy Robot" ihre kreativen Kräfte, während ihre erste Zusammenarbeit bereits einige Jahre zuvor einen weniger familienfreundlichen Ton angeschlagen hatte.
"Hard Boiled", ursprünglich als dreiteilige Miniserie 1990-1992 erschienen, handelt von einem Steuereintreiber namens Nixon, der in einem wenig einladenden Los Angeles der nahen Zukunft seinen Dienst versieht. Egal ob fahrbare Untersätze oder flüchtige Delinquenten zu Schaden gekommen, der Job erfordert kompromissloses Durchgreifen... oder doch nur der seltsame Traum, als der diese Ereignisse dem Versicherungsmitarbeiter und Familienvater erscheinen?
Frank Miller legt in seinen Erzählungen gerne harte Bandagen an, aber hier hat er vor allem hinsichtlich des beißenden Zynismus definitiv einen Höhepunkt erreicht. Die Satire auf den zur bloßen Konsumgesellschaft verkommenen amerikanischen Traum ist – auch das fällt anno 2018 auf – über die Jahre auf beunruhigende Weise ein großes Stück näher an unsere gegenwärtige Realität herangerückt. "Hard Boiled" wäre aber nur halb so gut ohne Geof Darrows Artwork mit atemberaubend vielen Details.
Abseits der meistens in großzügigen Panels geschilderten Story gibt es hier jede Menge Referenzen für geübte Augen zu entdecken, die ein zwei- und mehrmaliges Lesen unbedingt erforderlich machen. Wer die lange vergriffene
deutsche Erstveröffentlichung aus dem Hause Cross Cult von 2008 verpasst hat, sollte diese zweite Chance auf jeden Fall nutzen und Versäumtes nachholen. Die Investition in diese neue Edition mit Kolorierung durch den bewährten Dave Stewart lohnt sich nämlich auf alle Fälle.