Jahre und Jahrzehnte vergehen – Luke Cages stahlharte Fäuste bleiben bestehen.
Dank mehrerer erfolgreicher Serien ist Netflix mittlerweile zum veritablen Tummelplatz für diverse Marvel-Helden geworden, die mitunter aus der zweiten Reihe stammen und Zusehern fernab ihrer Comic-Herkunft weniger bekannt waren. Zu ihnen zählt auch Luke Cage alias Power Man, einer der frühesten und wichtigsten schwarzen Charaktere des "House of Ideas", der sich seine Sporen zuerst als "Hero for Hire" verdiente, unter der jahrelangen Ägide von Brian M. Bendis zum Avenger und kürzlich zum Protagonisten einer eigenen Fernsehserie avancierte. Ein weiter Weg für den Kraftprotz aus Harlem, dessen erster Auftritt sich in der "schwarzen" Marvel-Sammelreihe von Hachette nebst anderen
Debüts der 1970er fand.
Der vorliegende Band enthält, abgerundet wie immer von vorzüglichen Infos im Anhang, Material, das die Evolution des Charakters sehr gut widerpiegelt. Den ersten Teil bestreiten "Power Man and Iron Fist" 50-53, in dem sich Luke Cage und Danny Rand zusammentun, um unter anderem gegen die Schurkin Deadly Nightshade anzugehen. Die Kombination kam vor allem dadurch zustande, dass die Serien beider Helden verkaufstechnisch schwächelten, und ist als Mix der ihnen zugrundeliegenden Trends (Blaxploitation einerseits, Kung-Fu andererseits) passable Kost unter anderem von Autor Chris Claremont und Künstler Mike Zeck, aber aus popkultureller Hinsicht viel interessanter bezüglich des Bildes, das die (weiße) Marvel-Redaktion von ihren schwarzen Mitbürgern zeichnete.
Außerdem enthalten ist die dreiteilige Miniserie "New Avengers: Luke Cage", die den frischgebackenen Familienvater mit seiner Vergangenheit als Held für Geld konfrontiert. Ein Bekannter von früher, der ihm diesbezüglich nachgeeifert hat, wurde zusammengeschlagen und liegt in Philadelphia im Krankenhaus. Luke Cage lässt eine mäßig begeisterte Jessica Jones samt Kind zurück und entdeckt, dass sich Leodis Dyson mit Drogenhändlern eingelassen hat. John Arcudi ("Hellboy", "B.U.A.P.") hat eine kurzweilige Erzählung über das klassische Problem von geschaffen, das sie zwar die Welt retten, aber nur schwerlich den Alltag normaler Menschen ändern können. Leider überzeugt dabei das Artwork von Eric Canete ebenso nicht auf ganzer Linie wie das hier abgedruckte Material selbst.