Mit dem Krieg zwischen den Kree und Skrulls wurde 1971 der Grundstein für ausufernde Crossover-Events gelegt, wie wir sie heute kennen.
In den letzten drei Dekaden ist fast kein Jahr vergangen, in dem Marvel (und mit wenigen Abstrichen auch der ewige Konkurrent DC) nicht epische Storylines auf die Leserschaft losließen, die mitunter mehrere Monate lang große Teile des Verlagsprogramms in Beschlag nahmen. Solche Großereignisse waren 1971 noch Zukunftsmusik, als "Avengers" 89 erschien und eine Erzählung in Gang setzte, die sich über insgesamt neun Ausgaben bis ins nächste Jahr hinein erstreckte und als "Kree-Skrull War" in die Annalen der Comic-Geschichte einging. Hachette hat der kompletten Story den 107. Band seiner feinen Marvel-Sammelreihe gewidmet.
Der Ausgangspunkt für die Geschehnisse ist dabei zunächst eher unspektakulär. Rick Jones und Captain Marvel versuchen ihre Bindung durch die sogenannten Nega-Bänder, die jeweils einen der beiden in die Negativzone schicken, zu durchbrechen. Mar-Vell ist es auch, der durch die kurze Zeit darauf folgende Konfrontation mit Ronan dem Ankläger, der die Herrschaft über die Kree übernommen hat, ins Blicklicht einer durch einen Politiker aufgehetzten Öffentlichkeit gerät. Die Rächer werden beschuldigt, einen gefährlichen Außerirdischen zu beherbergen, während an anderer Stelle Vorbereitungen getroffen werden, den zuletzt kalten Krieg zwischen Kree und den gestaltwanderlischen Skrulls neu zu entfachen.
Autor Roy Thomas schafft es auf fantastische Art, mehrere bisher lose Elemente aus der Frühzeit der Marvel-Historie der 1960er miteinander zu verbinden – darunter das Schicksal der ersten, von den Fantastic Four einst in harmlose Kühe verwandelten Skrulls, der Inhumans als Abkömmlinge der Kree oder jenes von Mar-Vell. Und mit Visions verändertem Benehmen nimmt hier auch die berühmte romantische Verbindung des Androiden zur Scarlet Witch ihren Anfang. Großes und wichtiges Marvel-Kino also, bei dem am Zeichenbrett Sal und John Buscema einen soliden Job machen, aber vom großen (und auch als Co-Autor tätigen) Neal Adams klar ausgestochen werden (Stichwort: Hank Pyms Reise in den Körper von Vision).