Was es bedeutet, wenn Sicherheit immer mehr zu einer Erinnerung verkommt, weiß Nandalee nur zu gut. Wie lange wird sie sich und ihre Kinder noch dem Zorn der Drachen entziehen können?
Ihre Flucht hat sie in die Länder der Menschen geführt, in der Hoffnung sich hier vor den Drachen zu verbergen und ein bescheidenes Leben in Sicherheit führen zu können. Hoch im Norden, im ewigen Eis scheint dieser Traum möglich zu werden. Der einsame Landstrich bietet genug Ressourcen zum Überleben und liegt so abgelegen, dass sich kaum ein Lebewesen hierher verirrt. Doch der Traum endet bereits nach wenigen Stunden, als ein Drache durch den Albenstern die karge Landschaft betritt.
Wieder einmal schweben Nandalee und ihre Kinder in Lebensgefahr. Die rebellische Elfin ist bereit ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen und ihren beiden Kindern die Flucht zu ermöglichen. Doch dieses Mal hat sie ihren Feind unterschätzt, denn der ist ein Veteran vieler Schlachten und kennt alle Tricks der Elfenkrieger. Die Geschichte von Nandalee scheint auf dem Eis eines gefrorenen Sees zu Ende zu gehen. Da erhält die einsame Kämpferin Hilfe von unerwarteter Seite.
Mit "Kinder der Nacht" präsentiert Autor Bernhard Hennen ein weiteres Kapitel seiner großen Saga "Die Elfen" und beantwortet offene Fragen aus seinen früheren Romanen. Herausgekommen ist dabei die Geschichte einer dramatischen Flucht. Epische Kämpfe wechseln sich ab mit mystischen Momenten voller farbenfroher Poesie, die zum Träumen einladen, gefolgt von Passagen, die den Zuhörer traurig stimmen, wenn Familien auseinandergerissen werden und den Weg in eine ungewisse Zukunft antreten. Einige Rätsel werden gelöst, während andere erstmalig ihre Erwähnung finden.
Hennen schafft es scheinbar mühelos alle wichtigen Zutaten, der es für eine gelungene Fantasy-Geschichte bedarf, zu einem spannenden und unterhaltsamen Ganzen zu verquicken, ohne dabei bekannte Klischees zu bedienen und seine eigene magische Welt zu kreieren. Wenn man möchte, dass eine gelungene Geschichte wie "Kinder der Nacht" auch als Hörbuch funktioniert und nicht farblos und tot wirkt, steht man vor der schweren Aufgabe, die richtige Stimme zu finden, mit der es gelingt, die Magie und den ganz eigenen Charme der Story zu bewahren und zum Hörer zu transportieren.
Ich wage zu behaupten, dass es Zaubermond gelungen ist, mit Daniela Hoffmann die Idealbesetzung für diese anspruchsvolle Aufgabe zu finden. Mit viel Einfühlungsvermögen gelingt es ihr, der facettenreichen Figur der rebellischen Elfin Nandalee eine Stimme zu geben. Mal klingt ihre Stimme kalt und kämpferisch, wenn sie dem Drachen im Kampf gegenübertritt, weniger Minuten später sind ihre Worte warm und voller Liebe, wenn sie an ihre Kinder denkt. Auch die Gefahren und Entbehrungen der Flucht werden von Daniela Hoffmann gut eingefangen und vermitteln schnell ein gutes Bild von den Umständen, unter denen sich die Frau versucht ihren Feinden zu entziehen.
Ein Kompliment verdient auch das großartige Cover, das eine der Schlüsselszenen des Hörspiels einfängt und einen richtigen Eyecatcher darstellt. "Kinder der Nacht" ist einer jener seltenen Fälle, wo das Hörbuch dem Roman in nichts nachsteht. Zaubermond hat viel Fingerspitzengefühl bei der Auswahl der Sprecherin bewiesen und erweckt eine weitere Geschichte aus dem Kosmos von "Die Elfen" zum Leben. Absolut empfehlenswert!