Robert Craven muss feststellen, dass sich sein Vater im Laufe der Jahre mächtige Feinde gemacht hat, die nun auch ihn nach dem Leben trachten.
Nur knapp konnte der Sohn des Hexers der Falle in den schottischen Highlands entkommen und endlich in London eintreffen. Dafür jedoch zahlte Robert Craven einen hohen Preis, nahezu alle seine Reisebegleiter kamen während der Ereignisse in Golspie ums Leben, allein Priscylla gelang die gemeinsame Flucht. In der pulsierenden Stadt an der Themse begibt sich Craven auf die Suche nach Howard, einem Vertrauten seines kürzlich verstorbenen Vaters. Eine Aufgabe, die sich alles andere als leicht erweist in einer Millionenmetropole wie London, wenn man nur über wenige Anhaltspunkte verfügt, wo man suchen muss.
Tatsächlich findet er in Howard, der niemand Geringerer als Howard Phillips Lovecraft ist, den erhofften Mitstreiter im Kampf gegen die Großen Alten. Tatsächlich verfügt dieser über dringend benötigte Ressourcen wie Geld, Wissen und Verbündete, um den dunklen Mächten die Stirn zu bieten. Ebenso groß ist die Überraschung, als Craven vom Erbe seines Vaters erfährt, das ihn aus heiterem Himmel zu einem der reichsten Männer des Landes macht und finanzielle Unabhängigkeit garantiert. Die Flucht aus dem Norden ist nicht unentdeckt geblieben, die Feinde sind der Fährte gefolgt und haben bereits unbemerkt ihr Netz ausgelegt, um unerwartet aus dem Verborgenen zuzuschlagen. Zudem bereit ihm Priscylla Sorgen, die seinen neugewonnenen Freunden ablehnend gegenübersteht und eigene Ziele zu verfolgen scheint.
Die Welt des Hexers gewinnt noch einmal deutlich an Kontur und Tiefe. Der Hörer beginnt zu erahnen, wie weitreichend das Netz der Großen Alten und ihrer Unterstützer tatsächlich ist und über welche Macht sie wirklich gebieten. Um ihre Ziele zu erreichen greifen sie auf vielfältige Mittel zurück. Neben der offenen Konfrontation gehören auch Täuschung und Intrigen dazu, um ihre Pläne erfolgreich in die Tat umzusetzen. Eben daraus erschließt sich der große Unterhaltungswert dieser dritten Veröffentlichung der noch jungen Serie. Actionreiche Szenen wechseln sich ab mit düsteren und unheimlichen Momenten, die es ohne Probleme schaffen, die Spannung bis zum Schluss zu garantieren. Daneben werden einige wichtige neue Figuren eingeführt, die ihren ganz eigenen Reiz versprühen, allen voran natürlich die Figur H. P. Lovecrafts, dem hier eine gänzlich andere Rolle zufällt als die eines begnadeten Autors.
Die Handlung schreitet in einem erfreulichen Tempo voran, bietet aber immer wieder Überraschungen und Winkelzüge, die nie langweilig werden und für Überraschungen sorgen. "Die Hexe von Salem" wartet zudem mit einer gehörigen Portion Flair auf. Nebelige Gassen, windschiefe Häuser, Feinde in den Schatten und ein Monster aus grauer Vorzeit erschaffen eine Version Londons, in dem sich Realität und Fiktion auf gekonnte Weise vermischen. Zu einer derartigen Kulisse bedarf es natürlich auch der passenden musikalischen Untermalung, um das viktorianische Zeitalter im Zeichen der Großen Alten heraufzubeschwören. Das ist im vorliegenden Fall tatsächlich meisterlich gelungen. Episch packende Kompositionen eher klassischer Natur wechseln sich ab mit düsteren, unheilvollen Stücken, die ein permanentes Gefühl des Unbehagens erzeugen. Michael Gerdes, zuständig für Geräusche und das Sounddesign, tut ein Übriges, um die Welt des Hexers mit Leben zu füllen. Er beweist ebenso großes Geschick bei der Inszenierung der eher ruhigen und nachdenklichen Augenblicke wie bei der Gestaltung der großen Actionszenen, die diese Episode prägen. Auch hier zeigen beide Daumen nach oben!
Patrick Borlé übernimmt erneut die Rolle des Robert Craven und es gelingt ihm immer besser, seiner Figur Ecken und Kanten zu verleihen, nach nunmehr drei Folgen bekommt der Hexer zusehends ein Gesicht. Eine historische Figur zum Leben zu erwecken, auch wenn sie hier in einem vollkommen neuen Kontext erscheint, gehört im Hörspiel sicherlich nicht zu den leichtesten Aufgaben. Oliver Mink stellt sich dieser Herausforderung und schlüpft hier in die Rolle des Schriftstellers H. P. Lovecraft, der sich in dieser Episode als väterlicher Freund an die Seite Cravens stellt. Ein authentischer und glaubwürdiger Auftritt.
Gleich zwei große weibliche Stimmen drücken dieser Produktion ihren Stempel auf, beide können auf eine lange Synchrontätigkeit zurückblicken und so verwundert es nicht, dass Claudia Urbschat-Mingues und Katharina von Daake für den "Hexer von Salem" Akzente setzen. Beide verkörpern ihre Rollen mit viel Hingabe und überzeugen trotz der breiten emotionalen Spannbreite ihre Charaktere auf ganzer Linie. Mit "Die Hexe von Salem" liefert Lindenblatt die bis dato sicherlich reifste und bestechendste Arbeit der noch jungen Serie ab, deren Qualität auch weiterhin eindeutig nach oben weist. Bitte genauso so weitermachen!