Mord auf hoher See! An Bord der Uranus geschieht ein grauenvolles Verbrechen. Ein Crewmitglied wird hinterrücks erstochen, der Täter scheint schnell gefunden.
Unverhofft mutiert der Ozeanriese Uranus auf seinem Weg in die Vereinigten Staaten zum Schauplatz eines perfiden Verbrechens. Der Funker Charlie Ingram wurde erstochen an seinem Arbeitsplatz tot aufgefunden. Ein Motiv für die Tat scheint es nicht zu geben, Ingram war bei seinen Kollegen an Bord ausgesprochen beliebt. Alles deutet darauf hin, dass Harald Tennel, der erste Offizier des Schiffs, für die Tat verantwortlich ist.
Nur sein langjähriger Weggefährte Kapitän Dyle gibt sich nicht von der Schuld seines Stellvertreters überzeugt und sucht eigene Wege, um Licht in die Angelegenheit zu bringen. Seine Wahl fällt auf den renommierten Prof. Dr. van Dusen, der die Aufklärung von Kriminalfällen zu seinem Hobby auserkoren hat und einen ausgezeichneten Ruf als privater Ermittler genießt. Zufällig wird auch eine junge Reporterin auf den Fall aufmerksam und fordert die Denkmaschine zu einem Wettstreit zur Klärung des Falls heraus. Wird es den beiden Spürnasen gelingen, den wahren Täter ausfindig zu machen?
"Jacques Futrelle`s Denkmaschine" ist neben der ursprünglichen Radiobearbeitung bereits die dritte kommerzielle Hörspieladaption der Geschichten rund um das kriminalistische Genie Prof. Dr. van Dusen aus der Feder von Jaques Futrelle. Im direkten Vergleich zu den Produkten der Konkurrenz ist die Bearbeitung aus dem Hause WinterZeit sicherlich die reifste und überzeugendste rund um den eigenwilligen Professor aus Boston. Trotz seiner Eigenarten und seiner Überheblichkeit bekommt man hier einen Menschen präsentiert, mit dem man sich trotz aller charakterlicher Defizite identifiziert, was man von seinen bisherigen Inkarnationen leider nur schwerlich behaupten kann.
Der dargebotene Auftakt der Reihe verquickt zwei Geschichten aus dem nicht unerheblichen Fundus des Autors, wobei die eine dazu dient, die bemerkenswerten geistigen Fähigkeiten van Dusens herauszustreichen, während die zweite einen soliden Kriminalfall für die Hörer bereithält. Die Geschichte entwickelt ein angenehmes Erzähltempo, was den verschiedenen Blickwinkeln und Methoden geschuldet ist, mit denen der Professor und seine Gegenspielerin aus dem journalistischen Milieu versuchen, den Mordfall zu klären und den Täter zu überführen.
Neben den vielen spannenden Momenten gibt es immer wieder Passagen, welche die Story mit einem humoristischen Augenzwinkern auflockern und sich gekonnt ins stimmige Ganze einfügen. Immer wenn man sich sicher ist, alle losen Enden des Plots in den Fingern zu halten, gelingt es tatsächlich, das Publikum mit einer neuen unerwarteten Wendung zu überraschen und weiter zu fesseln. Somit ist die üppige Laufzeit von nahezu 100 Minuten vollkommen gerechtfertigt, denn nur so gelingt es der Geschichte, sich in all ihren Nuancen wirklich zu entfalten.
Die musikalische Gestaltung ist ebenso opulent ausgefallen wie das Sounddesign. Wie schon bei den "Sherlock Holmes Chronicles" hat man es sich nicht nehmen lassen, für die neue Serie ein eigenes Theme zu komponieren, das hervorragend zu Figur, Zeit und Geschichte passt. Die übrigen Melodien, die Verwendung finden, sind gut auf die jeweiligen Szenen zugeschnitten und erhöhen das Hörvergnügen. Die Geräusche sind zuerst einmal eines, nämlich authentisch und zeitgemäß, und damit ist die halbe Miete schon eingefahren. Wenn dies noch mit so viel Liebe zum Detail geschieht wie im vorliegenden Fall, kann man getrost von einer erstklassigen Bearbeitung sprechen.
Die schwierigste Frage bei der Besetzung der Rollen einer neuen Serie dürfte unbestritten sein, wen man für die Hauptrollen engagiert. WinterZeit hat sich dazu entschieden, die Rolle van Dusens mit Thomas Nero Wolff zu besetzen, der bereits in einer anderen Serie mit der titelgebenden Figur große Erfolge feierte und hier unter Beweis stellt, dass er auch im klassischen Kriminalhörspiel eine gute Figur macht und exzentrische Personen mit Leben füllen kann.
Ihm zur Seite gestellt wurde Anne Helm als Holly Hatch. Ihre Interpretation der jungen Reporterin ist eine Offenbarung. Endlich tritt sie aus der Rolle der Chronistin und bloßen Stichwortgeberin heraus und bringt sich direkt in die Ermittlungen ein. Dazu schafft sie es ihrer Rolle bereits in der Pilotfolge eigene Akzente zu verleihen. Holly tritt forsch und unverfroren auf, um ihre Ermittlungen voranzutreiben, und ist dabei niemals um eine passende Antwort verlegen. All dies geschieht auf eine äußerst charmante Art und immer mit einem Augenzwinkern. Bitte mehr davon!
Der Cast fällt äußerst üppig aus, insgesamt sind über ein Dutzend Sprecher verpflichtet worden, die alle einen großartigen Job abliefern, darunter befinden sind sich bekannte Namen wie Oliver Stritzel, Jannik Endemann oder Pierre-Peter Arnolds. "Der unterbrochene Funktelegraph" ist ein Auftakt nach Maß und dürfte bei vielen Krimifans den Wunsch nach schnellen Nachschub auslösen. Die Denkmaschine ist endlich erwachsen geworden und bekommt den Rahmen, den sie schon lange verdient hat.