Ihre Tochter beginnt sich in einem Baum zu verwandeln und der ungeliebte Schwiegervater eilt zur Hilfe – kann es für Loretta noch schlimmer kommen? Es kann!
Mit
"Descender", seiner Fortsetzung
"Ascender",
"Black Hammer" und
"Gideon Falls" ist der Splitter Verlag in den vergangenen Jahren zum deutschsprachigen Stammverlag von Jeff Lemire geworden, wobei diese Bezeichnung – um den unvermeidlichen Wortwitz gleich eingangs abzufrühstücken – angesichts des neuesten Lizenztitels im Portfolio der Bielefelder wie die Faust aufs Auge passt. Die Prämisse von "Family Tree", in den USA in zwölf Heften erschienen und hierzulande auf drei Bände aufgeteilt, ist ebenso schnell erklärt wie bizarr: Die desillusionierte Supermarktangestellte Loretta muss erleben, dass ihre Tochter Megan das Aussehen eines Baums anzunehmen beginnt.
Als wäre dies nicht schon beunruhigend genug, tauchen plötzlich auch noch Unbekannte auf, die sie in ihre Gewalt bringen wollen und offenbar vor nichts zurückschrecken. Da sollte die unerwartete Unterstützung des Großvaters von Megan und Josh gerade rechtzeitig kommen, denn er verfügt über die nötige Feuerkraft, um die Angreifer abzuwehren. Ganz so einfach ist die Sache dann aber doch nicht, schließlich hat Judds Sohn seine Schwiegertochter und ihre Kinder in Stich gelassen. Tatsächlich aber scheint der verschwundene Familienvater ihnen näher zu sein als sie denken, falls sie bereit sind, die unglaubliche Geschichte zu glauben, die ihnen nun aufgetischt wird…
In Sachen Horror ist Mr. Lemire wahrlich kein unbeschriebenes Blatt (oha, doch noch so ein Wortspiel) und hat diesen schon im Rahmen seines fantastischen
"Animal Man"-Runs mit der Geschichte einer vom Schicksal gebeutelten Familie verknüpft. Nicht nur wegen dieser angenehmen Erinnerungen vermag "Family Tree" zu punkten, sondern auch mit dem zunächst nur angedeuteten größeren Ganzen, mit dem die beängstigende Transformation der jungen Megan verbunden scheint. Neben dem kanadischen Starautor läuft Zeichner Phil Hester (
"Green Arrow") zur Hochform auf, sein kantiges Artwork arbeitet der Geschichte wirklich perfekt zu. Von daher ran an die Lektüre und keine Wurzeln schla… lassen wir das lieber.