Abe, Barbalien und ihre Freunde sitzen erneut fest. Allerdings nicht auf der Farm und diesmal noch dazu ohne Erinnerungen an die Zeit davor…
Nach dem
dritten Band der deutschen "Black Hammer"-Hauptreihe aus dem Hause Splitter, in dem sich die ersten fünf Ausgaben von "Age of Doom" fanden, gab es in mittlerweile von Jeff Lemires Saga gewohnter Spin-off-Manier ein Zwischenspiel mit
"Quantum Age" als Blick in die ferne Zukunft und
"Straßen von Spiral City" mit Oneshots und einer Enzyklopädie zur Serie. Nachdem die Wartezeit also derart versüßt wurde, geht es mit entsprechend größerer Vorfreude und Neugier an die Lektüre der nun vorliegenden Fortsetzung, welche die US-Ausgaben 7 bis 12 enthält und entsprechend umfangreich ausgefallen ist. Bevor man seine Augen wieder am (im allerpositivsten Sinne) kruden Artwork von Dean Ormston weiden kann, gibt es zunächst noch ein Gastspiel von Rich Tommaso.
Der Schöpfer von "She Wolf", "Spy Seal" und "Dry Country" feiert in den zwei Kapiteln, die er gezeichnet hat, sein Comic-Debüt in Deutschland und versetzt die Leserschaft gemeinsam mit Colonel Weird in bisher unbekannte Sphären. Selbst der munter durch die Dimensionen hüpfende Forscher steht vor einem Rätsel, wo er denn jetzt wieder gelandet ist und wo seine Freunde nach der dramatischen Enthüllung des wahren Charakters der Farm abgeblieben sind. Zum Glück steht ihm nicht nur Inspector Insector, der in Aussehen und Zigarettenkonsum etwas an John Constantine (ohne Zauberkräfte und dafür mit Ameisenkopf plus Bonusgliedmaßen) erinnert, mit Rat und Tat zur Seite, sondern auch eine Riege an Helden und Supertieren, die sich als nicht realisierte Comic-Charaktere herausstellen.
Nach diesem für "Black Hammer" bisher metaphysischsten Kapitel geht es in einer völlig anderen Welt mit Lucy Weber und Abraham Slamkowski weiter. Beide wissen nichts mehr von ihrer heroischen Vergangenheit, doch Talky-Walky erinnert sich sehr wohl, dass mit der tristen Version von Spiral City, in der sie ihrem öden Tagwerk nachgehen, etwas nicht stimmen kann. Nach und nach gelingt es, die ursprüngliche Crew aus dem zu holen, was Leser von Superhelden-Comics nur allzu gut kennen: Den Reboot oder Relaunch, bei dem die handelnden Personen in mal mehr, mal weniger geänderte Szenarien versetzt werden. Damit tischt Jeff Lemire den nächsten Genrekommentar auf, der bekanntlich oft auf welt- und realitätserschütternde Ereignisse (wie eben den Kampf gegen den Anti-Gott) folgt.
Wie auch bisher verfährt er dabei so gekonnt und behutsam, dass sich einerseits Superhelden-Fans in keiner Sekunde verarscht vorkommen und sich andererseits den Spandexgefilden eher fernbleibende Leser über eine trotz allem für sich stehende, ohne Vorkenntnisse oder eben auch Vorurteile zu genießende Story über Freundschaft und Liebe über die Vergänglichkeit des Lebens hinaus freuen können. Die große Leistung von "Black Hammer" ist vielmehr, beide Fraktionen gleichermaßen wertzuschätzen und ebenso mit Top-Artwork zu begeistern wie mit Charakteren, die gerade wegen ihrer menschlichen Schwächen fern jeden stereotypen Heroismus ans Herz wachsen. Besonders Inspector Insector, dessen Comeback hoffentlich nur eine Frage der Zeit ist!