Nach Hank Pym widmet Hachette auch seinem Nachfolger einen Band mit (f)antastisch kurzweiligem Lesestoff.
Mit dieser Ausgabe erreicht die zweite und ganz in Rot gewandete Marvel-Sammelreihe von Hachette den Meilenstein der 50. Ausgabe – und frei nach der Duracell-Werbung lässt sich erfreulicherweise feststellen, dass sie immer noch "läuft und läuft und läuft". Diesmal kommt mit Scott Lang ein Charakter zum Zug, dem interessanterweise im "Marvel Cinematic Universe" der Vorzug gegenüber jenem Mann gegeben wurde, der zuallererst mit dem miniaturisiertem Helden Ant-Man verbunden wird: Hank Pym, dargestellt von Michael Douglas, kommt zwar auf der Leinwand vor, aber das Rampenlicht gebührt zweifellos seinem Nachfolger, der (wie so manch andere "good guy") zunächst eine Verbrecherkarriere verfolgt hat.
Sehr sympathisch ist, dass es sich bei ihm nicht um eines der zahlreichen, im hautengen Spandexkostüm herumturnenden Supergenies handelt, sondern um einen (zumindest damals noch) vergleichsweise normalen und geerdeten Durchschnittstypen, den widere Umstände auf die schiefe Bahn bringen. Sein eigentliches Debüt als Techniker in Diensten von Tony Stark in "Avengers" 181 von März 1979 wird ausgespart, viel wichtiger ist ohnehin sein Auftritt im rot-blauen Anzug aus "Marvel Premiere" 47, das einen Monat später erschien und gemeinsam mit der Folgeausgabe den vorliegenden Band einleitet. Der von den Legenden David Micheline, John Byrne und Bob Layton gestaltete Zweiteiler ist eine tadellose Lektüre, für deren Qualität nicht nur die Tatsache spricht, dass sie klar erkennbar als Vorlage für den Kinohit "Ant-Man" (2015) gedient hat.
Den Löwenanteil machen im Anschluss die unter dem "Marvel NOW!"-Banner 2012/13 erschienenen ersten sieben Ausgaben von "FF" (Vol. 2) aus, die Scott Lang als Anführer einer neuen Inkarnation der Fantastic Four präsentieren. Da Reed Richards, Susan Storm und Ben Grimm auf interdimensionale Reisen gehen, fällt Ant-Man die Aufgabe zu, nicht nur seine neuen Teamkolleginnen Medusa, She-Hulk und Darla Deering, sondern auch die Kids der Future Foundation zu beaufsichtigen. Was von Mr. Fantastic als Hilfe für die Trauerbewältigung wegen des Verlusts seiner Tochter gedacht war, entwickelt sich für Scott schon bald zur unlösbaren Herkulesaufgabe. Während mehrere seiner Schutzbefohlenen entweder verschwinden oder dubiose Pläne aushecken, fasst er selbst den nicht von allen goutierten Beschluss, Doctor Doom endgültig aus dem Weg zu räumen – schließlich trägt der Herrscher von Latveria unter anderem Schuld am Tod von Cassie Lang. Als wäre das nicht schon genug an Stress, taucht auch noch ein älterer Johnny Storm auf, der schließlich die Stadt bedroht.
Trotz des Charakters von "FF" als Teamtitel räumt Autor Matt Fraction Scott Lang ausreichend Platz ein, um an dem ihm anvertrauten und maximal chaotischen Haufen zu verzweifeln. Vom unvergleichlichen Pop Art-Genie Mike Allred und seiner kongenialen Frau Laura in Panelform gegossen wird hier ein vergnüglicher Gegenentwurf zum ursprünglichen Konzept von "Marvel`s First Family" geboten, der zwar auf zwei tragischen Säulen fußt (der vorangegangene Verlust sowohl von Johnny Storm als auch Cassie Lang sowie Reed Richards geheim gehaltene Krebserkrankung), aber ansonsten den Humor in den Vordergrund stellt und viele Elemente aus dem FF-Fundus zitiert: She-Hulk und Ant-Man als Ersatz-Teammitglieder aus früheren Zeiten, , Doctor Doom, die Yancy Street Gang, Inhumans und Moloiden. Wobei einer der Letztgenannten in den Reihen der Foundation sogar seine (beziehungsweise ihre) Geschlechtsidentität entdeckt. Ungeheuer sympathisch und erfrischend!