Die Besatzung der Skyclad, die Kintaru verlassen muss, sieht einer düsteren Zukunft entgegen. In den Weiten des Alls erwartet sie nichts als der Tod.
Seit dem verheerenden Angriff auf die Kontrollstation des planetaren Abwehrschirms durch einige Mitglieder der Crew ist das Band der Freundschaft zwischen Menschen und Kintaruanern durchschnitten. Dutzende sind gestorben und obwohl es nur durch Mithilfe von Besatzungsmitgliedern der Skyclad gelang, die Abschaltung zu verhindern, müssen Captain Pierce und seine Mannschaft den Planeten in kürzester Zeit verlassen. Eine Entscheidung, die einem Todesurteil gleichkommt, denn jenseits des Schleiers lauert immer noch die Invasionsflotte des Taroximperiums auf eine Chance, Kintaru doch noch in ihre Gewalt zu bekommen. Die Aussicht, die feindlichen Linien unentdeckt zu passieren, erscheint erschreckend gering.
Trotz der schlechten Prognosen ist Captain Pierce bereit einen Durchbruch zu wagen. Da erreicht die Skyclad Hilfe von unerwarteter Seite, alte Freunde bieten ihre Unterstützung an. Die Lage auf dem Planeten ist weitaus dramatischer als vermutet. Der Schleier von Kintaru droht zu kollabieren. Millionen würden beim Angriff des Imperiums sterben oder den Weg in die Sklaverei anzutreten. Doch es gibt eine minimale Chance, den Schirm wieder zu stabilisieren. Einer der Monde des Planeten muss mittels eines Sprengsatzes in eine andere Position gebracht werden. Der Wissenschaftler Tarlin sieht nur die Crew der Skyclad imstande, denn die Lebensbedingungen auf dem Trabanten sind mörderisch. Pierce und seine Leute zögern keine Sekunde und nehmen die waghalsige Mission an. Besteht doch noch Hoffnung auf Versöhnung zwischen Menschen und Kintaruanern?
Es ist schon erstaunlich, was Gigaphon nach dem Neustart aus der Serie gemacht hat. War "Fraktal" schon zuvor eine gute und unterhaltsame SF-Reihe, so ist sie nun binnen kurzer Zeit zu etwas Besonderem herangereift. Immer wieder schafft man es scheinbar spielend, der Handlung neue Impulse zu geben und den Hörer zu überraschen. Wähnte man sich in der sicheren Annahme, dass die
soeben abgeschlossene Doppelfolge den bisherigen Höhepunkt der Serie verkörpere und man nun in gemächlicherem Tempo einem neuen Themenfeld entgegensteuere, wird man bereits nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt. Peter Lerf und sein Produktionsteam sind nämliche keinesfalls bereits, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und präsentiert den Hörern eine weitere nervenaufreibende Stunde Hochspannung.
Die hier geschilderte Rettungsmission der Skyclad atmet im besten Sinne den Spirit großer Hollywood-Filme, in denen eine kleine verschworene Gemeinschaft versucht, eine große Katastrophe abzuwenden. Eine Ausgangssituation, der man sich nur schwer entziehen kann, wenn es den Machern gelingt, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Ohne Einschränkung kann man "Kieron" bescheinigen, diese Kriterien in allen Belangen zu erfüllen. Die Szenen auf dem unwirtlichen Eismond gehören ohne Umschweife, zu den packendsten Hörspielmomenten des Jahres. Innerhalb einer Stunde jagt diese Episode ohne Mühe von Höhepunkt zu Höhepunkt, um das Publikum am Ende mit einem fiesen Cliffhanger zu triggern. Kurzweiliger kann man eine Hörspielproduktion 2020 kaum gestalten.
Um die dramatischen Ereignisse in der Eiswüste des nahegelegenen Mondes noch plastischer zu gestalten, hat man auch bei der Auswahl der Soundeffekte großes Fingerspitzengefühl bewiesen, und so nimmt die lebensfeindliche Umgebung von Kieron sehr schnell konkrete Formen an. Auch jene Szenen, die sich im Inneren des Gleiters abspielen, sorgen durch die platzierten Geräusche für eine nochmalige Verdichtung des Plots. Genauso vielseitig wie die inhaltliche Ausrichtung dieser Episode fällt auch die musikalische Bearbeitung aus. Innerhalb einer knappen Stunde gilt es die vielschichtigen Emotionen dieses Hörspiels durch die verwendeten Stücke zu vertiefen.
Stand bei den kürzlich zurückliegenden Ereignissen noch Johannes Steck als Lieutenant Jublosnky im Brennpunkt der Ereignisse, so rückt nun eine kleine eingeschworene Gemeinschaft, auf deren Schultern nicht weniger als das Schicksal eines ganzen Planeten ruht, in den Mittelpunkt. Martin Sabel ist als Commander Spooner zu hören, in dessen Adern, Eiswasser zu fließen scheint. Er schafft es mit seiner Stimme, das Bild eines Mannes zu zeichnen, der bereit ist bis an seine Grenzen zu gehen und sich dabei niemals von Gefühlen leiten lässt. Als emotionaler Konterpart agiert Rolf Berg in seiner Rolle als leitender Ingenieur Sabian, der das Wohl seiner Begleiter über die erfolgreiche Durchführung der Mission stellt.
Einen größeren Raum, sein Können unter Beweis zu stellen, bekommt Kevin Kasper als Scott Lombardo. Die aktuelle Folge hält ein gefühlstechnisches Wechselbad für seine Figur bereit, das zu jeder Minute durch Vielfältigkeit seiner Stimme eingefangen wird. In weiteren Rollen sind Gordon Piedesack, Claudia Urbschat-Mingues, Sara Wegner, Julia Casper und Marco Rosenberg zu hören, die ebenfalls einen großen Anteil am Gelingen dieser Folge haben. "Kieron" ist ein weiteres Highlight einer erstklassigen Serie, die sowohl inhaltlich als auch produktionstechnisch besticht und zeigt, wie Science-Fiction 2020 klingen sollte.