Der südamerikanische Dschungel ist einer der faszinierendsten Orte des Planeten. Immer mehr Menschen verbringen dort ihren Urlaub. Doch der Urwald hat mehrere Gesichter.
Um der Hektik des Alltags zu entfliehen, muss man immer entlegenere Winkel der Welt bereisen, um Ruhe und Erholung zu finden. Einer dieser Orte ist der tropische Regenwald des Amazonas. Auch Ute Maibaum hat sich dazu entschieden, einige Zeit im brasilianischen Dschungel zu verbringen. Tatsächlich scheint es anfänglich der erhoffte Traumurlaub zu sein. Doch bald mehreren sich die Anzeichen, dass das Dickicht des Urwalds ein dunkles Geheimnis verbirgt. Warum ist es beispielsweise verboten Insektenspray zu benutzen? Was versuchen die Mitarbeiter der kleinen Pension vor ihren Gästen zu verheimlichen?
Eine Bootsfahrt auf dem Amazonas endet unerwartet mit einem Schock. Ute Maibaum kommt auf unerklärliche wie tragische Weise ums Leben. War es ein Unfall? Die grausam zugerichtete Leiche der Frau scheint diese Erklärung jedoch auszuschließen. Was geht tatsächlich im undurchdringlichen Dschungel vor sich? Die übrigen Touristen müssen alsbald erkennen, dass sie einen Trip in die Hölle gebucht haben, denn die Fauna setzt an sich ihr Reich zurückzuerobern. Plötzlich sehen sich die überraschten Urlauber einem schrecklichen Feind gegenüber. Monströse Moskitos trachten der kleinen Gruppe von Pensionsgästen urplötzlich nach dem Leben.
Die bereits dritte Folge der Neuauflage der "Gruselserie" aus dem Haus Europa mit neuen Geschichten widmet sich einer Thematik, mit der bereits die Originalreihe deutlich punkten konnte. Bereits damals gehörten Storys, in denen sich die Natur in Form mutierter Insekten gegen die Menschheit wandten, zum guten Ton und sorgten beim Hörer für eine ordentliche Portion Gänsehaut. Inspiriert waren die damaligen Folgen von Klassikern des Horrorfilms der 1950er Jahre wie etwa "Formicula" oder "Tarantula". Diesmal greift man auf eine andere Spezies zurück und lässt einen Schwarm monströser Moskitos auf eine Gruppe nichtsahnender Touristen los. Natürlich ist ein solcher Plot bereits in seiner Grundausrichtung äußerst trashig, kann aber trotzdem unterhaltsam und durchaus beängstigend sein. Leider werden beide Klassenziele im vorliegenden Fall eindeutig verfehlt.
Die Geschichte wird durchaus mit Tempo sehr geradlinig und strukturiert erzählt, schafft es allerdings nicht, wirklich zu fesseln, denn es passiert eigentlich nichts. Selbst der Fund der äußerst befremdlichen Leiche aus der Mitte der Urlauber erzeugt keinerlei Spannung oder gar Gänsehaut. Alles plätschert unaufgeregt bis zur Zielgraden uninspiriert vor sich dahin. Statt die enorme Bedrohung einzufangen, die ein fortwährender Terror durch die Insektenwelt eigentlich mit sich bringt, geht hier alles relativ entspannt weiter seinen Gang. Einen Höhepunkt der Ereignisse sucht man dabei leider vergebens. Woran liegt es? Seien wir ehrlich, die eigentliche Story ist mehr als dünn. Was immer noch nicht bedeutet, dass das Hörspiel damit automatisch schlecht wäre.
Die Dialoge sind in Ordnung, schaffen es aber nicht, beim Hörer die Lust zu wecken, die Story weiterzuverfolgen. Die Geräusche und Soundeffekte kommen nur sehr dosiert zum Einsatz. Stellt sich auch hier die Frage warum. Gerade eine Kulisse wie der Amazonas bietet so viele Möglichkeiten, einer Geschichte ein ganz besonderes Flair zu zaubern. Es wäre einfach, mittels Geräuschen eine Stimmung zu erschaffen, in welcher der Regenwald abweisend und bedrohlich wirkt und nicht länger bereit ist, den Menschen zu akzeptieren. Dazu eine passende musikalische Gestaltung und die Sache sähe schon ganz anders aus. Stattdessen wirkt die Soundgestaltung geradezu bieder und unaufgeregt, die Geschichte könnte so auch auf der Mosel spielen.
Bei der Besetzung der Rollen hat man zum Glück keinerlei Wünsche offengelassen und einige wirklich großartige Stimmen versammelt, die dieses Hörspiel mit Leben zu füllen. Als Erzähler ist erneut Udo Schenk zu hören, der gekonnt und routiniert durch das Geschehen leitet. Rüdiger Schulzki leiht dem undurchsichtigen Senor da Silva seine Stimmbänder und schafft es problemlos, der Figur etwas Beunruhigendes und Geheimnisvolles angedeihen zu lassen. Elga Schütz und Eckart Dux als Touristenehepaar Miller sind eines der Highlights dieser Episode. Wo immer es geht, spielen sich die beiden Hörspiellegenden die verbalen Bälle zu.
Dazu kommen weitere bekannte Sprecher aus dem Synchronbereich wie Martin May, Patrick Bach, Peter Weis und Heidrun von Goessel, die im sprachlichen Bereich keinerlei Wünsche offenlassen. Möchte man dieses Hörspiel mit einem einzigen Wort beschreiben, so kommt einem sofort der Begriff "lieblos" in den Sinn. Hier wäre so viel mehr drin gewesen, wenn man sich wirklich auf die alten Tugenden besonnen und diese auch konsequent umgesetzt hätte. Vielleicht sollte man aber einfach einmal überlegen, ob es der Reihe nicht gut tun würde, auch andere Autoren zum Zug kommen zu lassen.