Mit "Spider-Verse" lieferte Dan Slott den Höhepunkt seiner langjährigen Spidey-Autorenschaft ab.
Mit "Spider-Man: Into the Spider-Verse" konnte Marvel Ende 2018 nicht nur einen Achtungserfolg an den Kinokassen verbuchen, sondern auch einen Oscar für den besten Animationsfilm einheimsen. Als wesentliche Inspiration für das multidimensionale Spektakel, das den ungemein sympathischen Netzschwinger
Miles Morales aus dem (mittlerweile untergegangenen) "Ultimativen Universum" endlich zu einem verdienten größeren Auftritt auf dem Bildschirm verhalf, diente das Crossover "Spider-Verse" von 2014/15, das man als wichtigsten Beitrag des damaligen "Oberspinners" Dan Slott zu Peter Parkers Abenteuern erachten kann. Sein
"Superior Spider-Man" war nicht minder erfrischend, wurde aber unter Die-hard-Fans ebenso kontrovers diskutiert wie "Dead No More: The Clone Conspiracy", das große Finale seiner Autorenstrecke 2016/17 um einen (leider zu sehr "out of character" geschriebenen) prominenten Rückkehrer.
Für sein Spinnenepos, dessen Hauptkapitel allesamt im vorliegenden Hachette-Band zum Abdruck kommen, trieb Slott das grundlegende Konzept seiner für das Videogame
"Spider-Man: Shattered Dimensions" verfassten Story auf die Spitze und konfrontierte die Leserschaft mit einer Vielzahl an bisher bereits bekannten Netzschwingern aus diversen anderen Dimensionen, Realitäten und sogar Medien (man denke etwa an den Spider-Man aus der fantastischen Animationsserie der 1990er). Morlun, den einst J. Michael Straczynski
ersonnen hatte, kehrte dafür als Teil der nun enthüllten Inheritors zurück. Diese (etwas dysfunktionale) Familie reist dank des von ihnr versklavten Master Weaver munter im Multiversum umher, um sich von der Lebenskraft der unzähligen existierenden Spinnentotems zu ernähren. Das ist eigentlich alles, was man im Vorfeld über "Spider-Verse" wissen muss!
Was danach folgt, ist eine äußerst charmante und spannend inszenierte Aneinanderreihung von Konflikten sowohl zwischen den Jägern und den Gejagten als auch in den Reihen der Wandkrabbler selbst. Dafür sorgt nicht zuletzt Otto Octavius, der selbsternannte "überlegene Spider-Man", der zunächst noch nichts von der in seiner Zeit drohenden Niederlage gegen den echten Peter Parker weiß, dessen Körper er eine Weile besetzt hielt. Die Interaktion der verschiedenen Spidey-Variationen ist wunderbar amüsant geraten, verkommt angesichts der beabsichtigten epischen Tragweite der Handlung aber niemals zur bloßen Aneinanderreihung von Gags. Für die optische Qualität bürgt neben Olivier Coipel vor allem Giuseppe Camuncoli, dessen markanter Strich die Arroganz und Gier von Morluns Sippe direkt an ihren Gesichtern ablesbar macht. Tolles Paket für neue und alte Netzschwinger-Aficionados!