Nach dem Tod des "ultimativen" Peter Parker wurde die Spidey-Fackel 2011 an Miles Morales weitergereicht, der nun auch in Zeichentrickform Furore macht.
Für den letzten Netzschwinger-Reboot "Spider-Man: Homecoming" von 2017 traute sich Marvel noch nicht Nägel mit Köpfen zu machen und eine andere Figur als den guten alten Peter Parker ins rot-blaue Kostüm schlüpfen zu lassen, doch zumindest in der "Ultimate Spider-Man"-Fernsehserie tauchte Miles Morales schon im Jahr zuvor auf. Wenn der junge Wandkrabbler allerdings aktuell in dem erfolgreich angelaufenen Zeichentrick-Leinwandspektakel "Spider-Man: Into the Spider-Verse" einem größeren Publikum vorgestellt wird, ist das der offensichtlichste Ausdruck der Popularität des Charakters, der 2011 in "Ultimate Fallout" 4 erstmals auftrat.
Unzertrennbar verknüpft – um im Spinnenjargon zu bleiben – mit ihm ist Autor Brian Michael Bendis, neben Mark Millar einer der beiden Architekten des 2000 gestarteten "Ultimate Marvel"-Sublabels, das seinerseits zu einem der Hauptpfeiler des "Marvel Cinematic Universe" wurde, wie wir Kinogänger es seit Jahren kennen und lieben. 2011 war es an der Zeit für den Peter Parker jener Parallelwelt, den letzten Kampf gegen Norman Osborn anzutreten, dabei
den Heldentod zu sterben und den Weg für Miles Morales freizumachen, der ebenfalls von einer Spinne aus den Labors von Oscorp gebissen worden war.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat der 13-jährige Schüler mit seinem besten Kumpel Ganke zwar jemanden, dem er sich wegen seiner neuartigen Kräfte anvertrauen kann, aber er entschließt sich zunächst dafür, den Kampf für das Gute den Profis zu überlassen. Nachdem sein "Onkel-Ben-Moment" der Tod von Peter Parker geworden ist, schlüpft er allerdings doch ins Kostüm des Verblichenen, was den New Yorkern allerdings gar nicht passt und sogleich die Aufmerksamkeit von Nick Fury erregt. Mit Max Dillon alias Electro wartet im Triskelion, dem Hauptquartier von SHIELD, dann auch gleich der erste Schurke auf eine Abreibung durch den Neuzugang in der Heldenfraktion.
Wenn Brian M. Bendis eines kann, dann seinen Charaktere äußerst unterhaltsame Dialoge auf den Leib zu schreiben. Die auf den jungen Miles einprasselnden Unsicherheiten, zu denen sich neben seinen frischgebackenen Spinnenkräften auch ein neuer schulischer Abschnitt sowie familiäre Probleme und natürlich überhaupt allseits bekannte Unwägbarkeiten des Teenagerlebens gesellen, werden hier wunderbar flott und sympathisch miteinander verwoben. Sara Pichellis elegante, gefühlvolle Striche passen perfekt wie die Faust aufs Schurkenauge und lassen die Lektüre wie im Flug vergehen. Wer die
deutsche Erstveröffentlichung verpasst hat oder Erinnerungslücken schließen will, liegt hier goldrichtig.