Eine Familie muss zusammenhalten. Besonders wenn es sich um die Inhumans handelt, die noch dazu von den Skrulls attackiert werden.
Durch die letztlich doch geglückte und von den Behörden genehmigte Übernahme von 20th Century Fox durch Walt Disney ist – abgesehen vom bei Sony ausgelagerten Wandkrabbler – die schöne neue Welt des "MCU" mittlerweile komplett. Wenn "New Mutants" mit einiger Verzögerung vermutlich erst nächstes Jahr im Kino zu sehen sein wird, bedeutet dies auch das Ende für die zwei Dekaden währende und im Großen und Ganzen erfolgreiche Leinwandkarriere der X-Men abseits der Marvel Studios. Während sie und die Fantastic Four noch fest in Fox-Gefilden verankert waren, zeigte das "House of Ideas" ganz offen Bestrebungen, das Engagement für beide traditionsreichen Franchises herunterzufahren.
Das äußerst sich nicht nur in der Tatsache, dass die "First Family" ab Sommer 2015 erstmals über keine monatliche Serie verfügte und andererseits alles mit einem X im Titel etwas kleiner proportioniert wurde. Gleichzeitig sollten die Inhumans quasi als Ersatz für die weitläufige Mutantenfamilie aufgebaut werden, was sich auch in einer kurzlebigen (und gefloppten) Fernsehserie 2017 äußerte. Als wichtige Säule des Plans, Black Bolt und seiner royalen Crew mehr Rampenlicht in den Comics zu verschaffen, diente das
"Infinity"-Event, das Hachette in seiner ersten Marvel-Reihe in zwei Bänden veröffentlicht hat.
Einige Jahr zuvor angesiedelt ist der Vierteiler, den wir in der vorliegenden Ausgabe der zweiten Kollektion an die Hand bekommen, nämlich mitten im von Brian Michael Bendis orchestrierten Crossover
"Secret Invasion". Die gestaltwandlerischen Skrulls haben den stummen König entführt, um perfiderweise aus seiner mächtigen Stimme eine Waffe zu machen, weshalb ihn Medusa und seine Gefolgschaft befreien wollen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn sowohl die paranoide Stimmung nicht nur aufgrund des toten Doppelgängers von Black Bolt als auch Unstimmigkeiten innerhalb der königlichen Familie streuen Sand ins Getriebe der Rettungspläne.
"Secret Invasion: Inhumans", geschrieben von Joe Pokaski, elegant gezeichnet von Tom Raney und sehenswert koloriert von Guru-eFX, geht als Event-Seitenschauplatz auf alle Fälle in Ordnung und ist eine kurzweilige Lektüre. Leider nicht erfüllte Träume weckt möglicherweise ein zu hastiger Blick auf das Cover, das Hachette für diesen Band gewählt hat, denn hier erstrahlt die Kunst von Jae Lee aus der "Marvel Knights"-Maxiserie von 1998/99, die mit ihren zwölf Ausgaben allerdings zu umfangreich ausgefallen wäre – vielleicht bekommen wir an anderer Stelle einmal einen Nachdruck dieses fantastischen Projekts zu sehen. Eine feine Ergänzung (zum "schwarzen" Band mit
ihrem "FF"-Debüt) sind jedenfalls neben den wie immer tollen Infoseiten die zwei Backup-Storys mit der Geschichte der Inhumans aus "Thor" 146 und 147.