Die internen Turbulenzen bei den West Coast Avengers erreichen einen dramatischen Höhepunkt, als die Kinder der Scarlet Witch entführt werden.
Die Scarlet Witch ist nicht nur einer der bekanntesten Charaktere sowohl im Umfeld der X-Men als auch der Avengers, sondern auch einer der tragischsten. Schon mehrmals tänzelte Wanda Maximoff, so der bürgerliche Name der mit realitätsverändernden Kräften ausgestatteten Mutantin, auf dem schmalen Grat zwischen Helden- und Schurkentum, wobei die durch sie herbeigeführte Dezimierung der Population des Homo superior im Zuge von
"House of M" das bisher wohl bedeutendste Ereignis in ihrem von wesentlich mehr Tiefs als Hochs geprägten Lebenslauf darstellt. In den 1980er Jahren spendierte Marvel ihr und dem damaligen Ehemann zwei Miniserien, wobei in der zwölften und letzten Ausgabe von "The Vision and the Scarlet Witch" (Vol. 2) die beiden Söhne Thomas und William geboren.
Da sie und der Synthezoid keinen Nachwuchs auf natürlichem Wege zeugen konnten, waren die Zwillinge durch die Manipulation der Realität durch Wanda entstanden, doch 1989 beendete John Byrne als Autor und Zeichner in Personalunion die Zeit der Mutterschaft. "West Coast Avengers" 52 als auch die vier vorangegangenen Ausgaben sind (neben "X-Men" 4 mit dem ersten Auftritt von Scarlet Witch und Quicksilver) in der vorliegenden Ausgabe der "roten" Marvel-Reihe enthalten und zeigen ein Rächerteam, dessen Zusammenhalt an mehreren Fronten bröckelt. US Agent sieht sich primär der Regierung verpflichtet, Tigras animalische Seite scheint durchzubrechen und Wonder Man weigert sich, seine Hirnmuster nochmals für den mittlerweile seiner Emotionen beraubten Vision zur Verfügung zu stellen, da er seit langem in Wanda verliebt ist.
Bevor neben Iron Man noch dazu die erste Human Torch zurückkehrt, von deren Androidenkörper Vision abstammen könnte, müssen sich die Avengers mit den üblen Machenschaften einer dubiosen Forschungseinrichtung herumschlagen, die vordergründig Vision helfen will, tatsächlich aber durch angeblich in der Evolution schlummernde Anlagen den Homo sapiens aufs Abstellgleis schieben will. Dieser Plot wirkt allerdings etwas diffus und zeitigt seltsamerweise auch keine gröberen Auswirkungen, außer natürlich die zunehmende psychische Anspannung der Scarlet Witch. Als ihre Kinder nicht mehr nur kurzzeitig verschwinden, sondern von Master Pandemonium entführt werden, ist die Bühne jedoch frei für ein schmissig in Szene gesetztes Avengers-Drama.
Den jetzt natürlich auch nicht wirklich welterschütternden Vorwurf eines kleinen Etikettenschwindels muss sich Hachette dabei jedoch bezüglich des Titels des vorliegenden Bandes gefallen lassen, denn eigentlich ist die Angelegenheit mit Wandas Sprösslingen nur einer von mehreren Handlungsfäden, die John Byrne hier erzählt und auch zeichnerisch sehenswert aufs Tapet bringt. Eigentlich hätte die Überschrift hier nicht "Scarlet Witch", sondern "West Coast Avengers" heißen müssen, aber da in der Sammlung noch eine genau solcherart betitelte Ausgabe folgen und diese Ehre jedem Charakter respektive Team nur einmal zugestanden wird, musste zu diesem Trick gegriffen werden. Da halfen offenbar nicht einmal die Hex-Kräfte von Miss Maximoff!