Nach Marias Verschwinden tut Marcus sein Möglichstes, um im Drogensumpf unterzugehen und die letzten Sympathien seiner Freunde zu verspielen.
Am Ende des
zweiten Bandes stand Marcus mit dem Kopf von Chico in der Hand Marias Ziehvater gegenüber, seines Zeichens ein hohes Tier des Drogenhandels in Mexiko. Hier war für die deutschsprachigen Leser anno 2016 Endstation, denn Panini stellte die Serie danach ein und ließ alle, die nicht auf das US-Original ausweichen konnten oder wollten, mit einem fiesen Cliffhanger zurück. Da Cross Cult "Deadly Class" aber aufgrund der auf Syfy gestarteten TV-Adaption eine zweite Chance hierzulande gegeben hat, wird der weitere Verlauf der verhängnisvollen Nacht, die mit dem Angriff auf die Unterkunft von Fuckface begonnen hat, endlich zu Ende erzählt. Und auch der präsentiert sich als bluttriefend, denn nicht nur Lex haucht sein Leben aus, sondern auch Marias Häscher. Nun gilt es Spuren zu verwischen.
Das Problem an der Sache ist jedoch, dass Meister Lin sehr wohl Bescheid weiß und Marcus` Freundin von einem Tag auf den anderen verschwindet. Der Zurückgelassene will das nicht wahrhaben und befördert sich anschließend nicht nur in die absolut ungesunden Sphären ausufernden Drogenkonsums, sondern damit einhergehend auch ins soziale Aus. Die Annäherung von Saya und Willie tut ihr Übriges, um den jungen Mr. Lopez vollends an der Welt verzweifeln zu lassen und zusehends auf alles zu scheißen. Da kann man bei allem Zorn, Eifersucht, drohenden Geschlechtskrankheiten und realen wie eingebildeten Verschwörungsszenarios glatt vergessen, dass weiteres Ungemach droht. Jemand weiß um die Verfehlungen der zerbrochenen Clique und setzt eine verhängnisvolle Frist.
"Der Penner auf dem Sozius wirft einen Dolch schneller als Gott." Allein für Sätze wie diesen müsste man Rick Remender einen Orden verleihen, und jener findet sich gerade einmal auf der neunten Seite. Der sprachliche Umgang in Worten und Gedanken ist meilenweit entfernt von poetischer Schönfärberei und gerade deshalb ungeheuer anziehend. "Die Schlangengrube", die diesem Band den Namen gibt und in der sich Marcus wähnt, dreht noch einmal ordentlich an der Schraube des Fatalismus und lässt erste Reihe fußfrei beobachten, wie sich jemand noch tiefer in die Scheiße reiten kann. Den Soundtrack dazu liefern viele erneut eingewobene musikalische und popkulturelle Referenzen der späten 1980er und das kantige Artwork von Wes Craig, das diesmal besonders bei den drogenvernebelten Passagen auftrumpft. "Deadly Class" ist eine dornige Schönheit, von der man sich nur zu gern zerkratzen lässt.