Jan kann es immer noch nicht fassen, Anna ist tot! Der Schmerz sitzt tief, doch es gibt keine Zeit zu trauern, die Munitionsvorräte gehen zur Neige. Eine nahe Kaserne verspricht Abhilfe.
Jan hat alles verloren, seine Heimat in den Höhenzügen des Harz liegt in Schutt und Asche und seine Freundin Anna ist an den Folgen eines Zombiebisses gestorben. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Überlebenden, die von Helgoland aus aufgebrochen sind, um nach anderen Außenposten der Zivilisation zu suchen, begibt er sich nach Norden. Insgeheim wachsen Jans Zweifel, dass Anna tatsächlich keine Chance mehr hatte, ihre Verletzung zu überleben und gibt Keller die Schuld an ihrem Tod. Das Misstrauen zu seinen Begleitern wächst und wirkt sich zunehmend auf seine Wachsamkeit aus, was fast in einem Fiasko endet. Zudem sind die Munitionsvorräte so gut wie aufgebraucht und müssen schnellstmöglich aufgefüllt werden. In der Nähe von Hannover verspricht eine nahe gelegene Kaserne Hoffnung auf Abhilfe.
Es entbrennt ein mörderischer Kampf um die so dringend benötigten Ressourcen. Letztendlich verlassen die Menschen das Schlachtfeld als Sieger und gelangen sogar in den Besitz wichtiger Ersatzteile, um die Funkausrüstung wieder funktionstüchtig zu machen. Die Erwartung, nach über 20 Jahren Kontakt zu anderen Überlebenden herstellen zu können, erscheint geradezu lächerlich gering, doch dann erklingt ein Notruf aus dem Äther. Es besteht kein Zweifel, will man der Unbekannten zur Hilfe eilen, muss die kleine Schar das Risiko eingehen, die Überreste von Hannover zu betreten. In den Ruinen herrschen schon lange die Kadaver und sie sind nicht bereit, ihre neue Heimat wieder der Spezies Mensch zu überlassen. Es beginnt eine Reise in die Hölle mit ungewissen Ausgang.
"Stadt der Kadaver" ist der dritte Teil der Miniserie "ContamiNationZ" aus dem Hause Contendo Media. Über 20 Jahre liegt nun bereits die Katastrophe zurück, die davor sorgte, dass sich die Toten wieder erhoben und ihren Siegeszug gegen die Menschheit angetreten haben. Deutschland hat sein Gesicht seitdem komplett verändert. Menschen sind zu einer aussterbenden Spezies geworden und die Städte zerstört, überall besteht die Gefahr auf Horden von Zombies zu treffen.
Gleich mehrere Themenkomplexe beherrschen die dritte Episode. Da ist einerseits die schwierige Rückreise nach Helgoland, die die Protagonisten immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Dazu schwillt ein Konflikt zwischen Jan und Keller immer weiter an und führt letztendlich zu lebensbedrohlichen Situationen für die gesamte Gruppe. "Stadt der Kadaver" setzt die Geschichte nahtlos fort und überrascht trotz der nicht geringen Laufzeit mit einem permanent hohen Erzähltempo und einem nicht eben geringen Actionanteil. Der Ausflug in die Ruinen von Hannover entwickelt sich alsbald zu einer fortwährenden Flucht durch die Trümmerlandschaft einer ehemaligen Großstadt. Immer wieder muss der Weg freigekämpft oder eine andere Herausforderung gemeistert werden. Es gelingt der Handlung, dem Hörer das Gefühl zu vermitteln ein Teil der Gruppe zu sein und ebenfalls die rasante Flucht hautnah mitzuerleben.
Nicht selten leidet bei Produktionen, die ihren Fokus eher auf Spannung und Action legen, die Figurenzeichnung. Im vorliegenden Fall gelingt dieser Spagat jedoch sehr gut und die Akteure gewinnen mit zunehmender Laufzeit deutlich an Tiefe. So erfahren wir mehr über die früheren Leben der Hauptfiguren, ihre Motivation, die Sicherheit Helgolands zu verlassen und wie es ihnen glückte, die Katastrophe unbeschadet zu überstehen. Außerdem gelingt es, die Innenwelt der kleinen Gemeinschaft glaubwürdig darzustellen und die Handlungsweisen einzelner Charaktere so für den Hörer nachvollziehbar werden zu lassen.
Die Geräusche passen wie bereits in den vorherigen Episoden hervorragend zu den geschilderten Ereignissen. Besonders hervor sticht dabei die Choreografie der Soundeffekte in den Actionsequenzen, die man als gelungen bezeichnen darf. Überhaupt klingen die verwendeten Geräusche sehr organisch und natürlich und fügen sich ins stimmige Gesamtbild ein. Ähnliches gilt es für die Dialoge zu vermelden, die mit einer großen Natürlichkeit und Lockerheit für ein gehöriges Maß an Glaubwürdigkeit sorgen. Erneut genügen sieben Sprecher, um die Odyssee durch ein nahezu totes Deutschland adäquat für den Hörer aufzubereiten. Besonders wandelbar zeigt sich einmal mehr René Dawn-Claude in der Rolle des Jan, der es diesmal schafft, die innere Zerrissenheit und das Misstrauen gegenüber seinen Mitreisenden gekonnt hervorzuarbeiten.
Nientje Schwabe und Charlotte Uhlig vertiefen den bereits in der vorherigen Folge gewonnenen Eindruck und wissen auch hier als Nastja und Fee zu gefallen. In weiteren Rollen sind Horst Kurth, Elga Schütz, Heinz Dieter Vonau und Cornelia Diesing-Vonau zu hören, die ihre Charaktere allesamt glaubwürdig und mit Herzblut in Szene setzen. "Stadt der Kadaver" ist der bisherige Höhepunkt der Miniserie und kann in allen Belangen noch eine gehörige Schippe drauflegen. Wer auf der Suche nach einer originellen Endzeitgeschichte in Hörspielform ist, wird sich bei "ContamiNationZ" gut aufgehoben fühlen.