Wie "Dark Victory" zeigt, bleibt Gotham an Feiertagen für bestimmte Personengruppen auch nach der Aufdeckung des Holiday-Killers besonders gefährlich.
Die Veröffentlichungspolitik von Eaglemoss erwies sich in der Vergangenheit nicht immer als kohärent, was chronologisch miteinander verbundene Storys aus dem DC-Fundus betrifft. Davon können nicht nur Fans von Amazonenprinzessin Diana ein Lied singen, welche die Bände mit Material aus "Wonder Woman" Vol. 3 in die richtige Lesereihenfolge bringen wollen, sondern auch Bat-Aficionados: In der "DC Comics Graphic Novel Collection" wurde die im Original 1996/97 veröffentlichte Bestseller-Maxiserie "The Long Halloween" in die Nummern
19 und
20 gepackt, der Leserschaft aber die direkte Fortsetzung verwehrt, obwohl das mehrmalige Verlängern der Reihe dies problemlos ermöglich hätte. Immerhin folgte mit
"Catwoman: When in Rome" noch ein Spin-off, das sich Selina Kyles Erlebnissen während ihrer Abreise im Sequel widmete.
Im Rahmen der aktuellen Fledermaus-Kollektion gibt es jetzt jedoch ein Happy End in dieser Hinsicht, denn im vorliegenden und nächsten Band findet sich "Dark Victory" mit allen 13 US-Heften und der einleitenden Nullnummer aus dem "Wizard Magazine". Die Handlung schließt direkt an "The Long Halloween" an und zeigt, dass sich in Gotham mit Geld alles machen lässt, denn der als Holiday-Killer enttarnte Alberto Falcone wird dank der Bemühungen seiner Familie und der frischgebackenen Staatsanwältin Janice Porter unter Auflagen aus der Haft entlassen. Zuvor jedoch, just an Halloween, kommt es zu einem frontalen Angriff auf Arkham Asylum. Nicht nur vom Joker, Scarecrow und dem Calender Man fehlt danach jegliche Spur, sondern auch von Harvey Dent.
Während Batman nach seinem ehemaligen Verbündeten Ausschau hält, beginnt eine neue Mordserie. Diesmal geraten allerdings nicht Vertreter der Unterwelt ins Visier des unbekannten Täters, sondern Polizisten, darunter sowohl korrupte wie Gordons Vorgänger als Commissioner oder verdiente wie (der den meisten wohl aus der Batman-Realserie der 1960er bekannt) Chief O`Hara. Alle Toten werden erhängt aufgefunden, an ihren Körpern haften mit dem bekannten Hangman-Kinderspiel bekritzelte Zettel wieder, welche wiederum aus den verschwundenen Akten von Harvey Dent stammen. Während Gordon unter steigenden Druck gerät, den Copkiller zu finden, gärt es auch in der Unterwelt. Sofia Gigante Falcone, seit dem Showdown mit Two-Face im Rollstuhl, muss hilflos mitansehen wie sie andere aus dem Geschäft drängen wollen.
Die in "The Long Halloween" eingeführte "Tradition", dass der ominöse Serienmörder stets an einem Feiertag zuschlägt, wird auch in "Dark Victory" fortgesetzt. Jeph Loeb gibt der Story mit einem Mitternachtsdetektiv, der immer einen Schritt zu spät und in seiner zunehmenden Verbitterung auch die letzten sozialen Bindungen zu kappen scheint, viel Zeit sich zu entwickeln und beleuchtet auch die Vorgänge rund um die Falcones und Maronis in fantastisch lesenswerter Manier. Über Tim Sales herausragendes Talent muss man ohnehin nicht allzu viele Worte verlieren, seine Bat-Schurken sind wunderbar gruselig, seine Damen elegant und seine Fledermaus grimmig bis zum Anschlag. Diese Leselücke in der DC- und Batman-Kollektion endlich zu füllen war eine goldrichtige Entscheidung von Eaglemoss.