Im Waldmeer kennt jeder ihren Namen. Man raunt ihn mit Angst und Respekt. Nun streckt die Schlangenkönigin ihre Hand nach dem Reich der Elfen aus.
Im Waldmeer, einer unwirtlichen Landschaft aus Mangrovenbäumen, kleinen Inseln und dem schier unendlichen Meer, regt sich Widerstand gegen die Herrschaft der Elfenkönigin. Nicht jeder ist mit ihrem Weg, die Regierungsgeschäfte zu führen, einverstanden. Die rätselhafte Schlangenkönigin stellt sich offen gegen Emerelle und versucht ihre Macht auf eine der Elfenstädte auszudehnen. Eine Herausforderung, die diese nicht bereit ist zu dulden, doch sie scheut einen offenen Schlagabtausch mit ihrem neuen Feind, stattdessen entscheidet sie sich dazu einen Schlag aus dem Verborgenen zu führen und ihre Gegnerin ohne Vorwarnung zu vernichten. Mit der Durchführung wird die junge Elfe Alathaia beauftragt, die in der Mission die Chance sieht sich in der Gesellschaft zu rehabilitieren.
Über drei Jahre schart sie andere Elfen um sich, die ebenfalls vom Weg abgekommen sind und sich in der Dunkelheit verloren haben. So entsteht ein beeindruckendes Heer von Dieben, Meuchelmördern, und anderen zwielichtigen Charakteren, die sich auf den Weg machen mit einem gezielten Schlag aus dem Dunklen die Schlangenkönigin zu Fall zu bringen. Doch was sie schließlich im Dickicht der Mangrovenbäume erwartet, übersteigt ihre kühnsten Vorstellungen. Ihr Feind ist viel gefährlicher und verschlagener als vermutet. Schnell müssen Alathaia und ihre Begleiter erkennen, dass es ein Kampf um Leben und Tod sein wird, wenn sie den Klauen der mächtigen Gegnerin noch entkommen wollen.
Mit "Die Schlangenkönigin" erwartet uns eine weitere Geschichte, die das Vorleben einer der großen Charaktere aus dem "Die Elfen"-Epos beleuchtet, dabei vieles in einem anderen Licht erscheinen lässt und bisher unbekannte Details zutage fördert. Ohne Umschweife kann man die vorliegende Story von Bernhard Hennen als die bisher dunkelste bezeichnen, die in dieser Reihe erschienen ist. Von der ersten Minute an wird eine bedrohliche Kulisse aufgebaut, es gibt keine Sicherheit und hinter jeder Biegung des verschlungenen Meeresarmes kann der Tod lauern.
Die Ereignisse, in deren Mittelpunkt die junge Alanthaia steht, kann man grob in zwei Abschnitte einteilen. Die erste Hälfte zieht ihre Spannung in einem erheblichen Maße aus dem bedrückenden Gefühl, was die kleine Schar am Tempel der Schlangenkönigin erwarten wird und welche Gefahren in dem undurchdringlichen Halbdunkel des Dschungels lauern können. Es entsteht eine Atmosphäre der Angst und ständigen Bedrohung und trotz allem fiebert man mit, wie es für die Gefährten weitergehen wird.
Dazu kommt die Innenwelt von Alanthaia, die sich mit dem Weg, den sie bis zum Tag des Angriffs zurückgelegt hat und den Überlegungen, ob ihr Plan von Erfolg gekrönt sein wird, auseinandersetzt. So gewinnt die Anführerin der Elfen deutlich an Tiefe und ihr Charakterprofil mit jeder verstreichenden Minute an Details. Der zweite Teil konzentriert sich auf den eigentlichen Konflikt mit der Schlangenkönigin und der Schlacht an den Toren des Tempels. Bernhard Hennen schafft es auf eindringliche Art und Weise, den Kampf zu schildern und dabei zu transportieren, wie die Schlacht zunehmend aussichtsloser wird und eine Aussicht auf Erfolg schwindet und dem Gefühl von Panik unter den Elfen Platz macht.
Besonders beeindruckend ist der finale Schlagabtausch zwischen Alanthaia und der Schlangenkönigin. Der Kampf beschränkt sich nicht allein auf physische Versuche, den Gegner zu töten, sondern wird auch auf einer psychischen Ebene geführt. Eine gute Geschichte wird als Hörbuch immer dann noch eine Spur besser, wenn es gelingt einen Erzähler zu finden, der das richtige Gefühl für die Stimmung der Handlung besitzt und sich mit ihr identifizieren kann. Alexandra Lange ist hierfür ein beeindruckendes Beispiel. Ihr gelingt es, die Düsternis dieser Erzählung einzufangen, den inneren Konflikt der Hauptperson zu verdeutlichen und gleichzeitig den Schrecken des Wolkenmeeres in besonders dichter Form zum Hörer zu transportieren.
Wieder einmal hat man bei der Auswahl der Sprecherin ein gutes Gespür bewiesen und auch dieser Geschichte aus dem Reich der Elfen die richtige Stimme verliehen. Abgerundet wird dies mit einer guten Produktion und stimmigen Musikpassagen, welche die dramatischen Ereignisse nochmals unterstreichen. "Die Elfen" dürfte sicherlich nicht die kommerziell erfolgreichste Serie aus dem Hause Zaubermond sein, aber eine, die mit viel Liebe gestaltet wurde. So endet diese Rezension mit dem Appell an die Produzenten, dieses Kleinod unter den Hörbüchern auch in Zukunft fortzuführen.