Johnny Frost ist mittendrin statt nur dabei, als der Joker nach seiner Entlassung aus Arkham eine blutige Schneise durch Gothams Unterwelt zieht.
In den bekanntermaßen eher prüden Sphären der amerikanischen Superhelden-Comics gingen 2018 anlässlich der
ersten Ausgabe von "Batman: Damned" nicht nur die Wogen, sondern auch die Preise für die erste Auflage hoch. In dieser war nämlich das Geschlechtsteil des Dunklen Ritters zu sehen, eine peinliche Episode für die DC-Gewaltigen, die den (Schwierigkeiten bei der Produktion zugeschobenen) "Fehler" sowohl in der digitalen Version als auch folgenden Auflagen korrigierten und die gewünschte Schamhaftigkeit wiederherstellten. Der damit verbundene Spott und hämische Kommentare verdeckten in medialer Hinsicht jedoch großteils die Qualität, die Autor Brian Azzarello und Zeichner Lee Bermejo mit ihrem Dreiteiler als Start für den neuen Verlagsimprint "DC Black Label" abgeliefert hatten.
"Batman: Damned" sieht sich als Nachfolger der im vorliegenden Band der Bat-Kollektion enthaltenenen und 2008 veröffentlichten Graphic Novel "Joker", für welche dasselbe Kreativteam verantwortlich zeichnete. Im Gegensatz zu
"Luthor", auch in der "DC Comics Graphic Novel Collection" von Eaglemoss zu finden, werden deren Ereignisse allerdings nicht aus der Perspektive des Jokers geschildert, um dessen sozuagen wahnsinnigen Charme zu entzaubern. Als Erzähler fungiert mit Johnny Frost jedoch ein Mann aus seinem direkten Umfeld, der die zweifelhafte Ehre hat, seinen angeblich geheilten Boss vor den Toren des Arkham Ayslum abzuholen und ihn bei seinem Versuch begleiten, verlorenes Terrain in der Unterwelt Gothams wiedergutzumachen.
Getragen vom wie immer tollen Artwork von Lee Bermejo, der hier auf weiter Strecke einen "reduzierten" Stil fährt, was die Opulenz seiner Striche betrifft, macht Brian Azzarello auf drastische Weise klar, dass sich rationale Maßstäbe einfach nicht auf Batmans Erzgegner anlegen lassen. So darf sich Johnny Frost wie erhofft zwar im bedrohlichen Schatten seines Bosses einen Namen machen, aber wirkliche Macht über sein eigenes Schicksal erlangt er dadurch nicht (mehr) – eigenständige Entscheidungen anderer sind schließlich nicht gerade beliebt bei Psychopathen. Das Verdienst von "Joker" ist es, den "Clown Prince of Crime" durch die Augen eines Mitläufers und kleinen Rädchens zu betrachten und so erst recht die Frage nach der Menschlichkeit eines ebenso dämonischen wie dämonisierten Charakters zu stellen.