Die Grenzen zwischen Zeit und Raum existieren nicht mehr. In El Dorado treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander und es gibt nur noch ein Ziel: Überleben.
Dorian Hunter wähnt sich endlich am Ziel. El Dorado, die sagenumwobene Stadt der Inkas, scheint nur noch einen Steinwurf entfernt zu sein. Doch plötzlich geschieht etwas vollkommen Unerwartetes, in den Tiefen des südamerikanischen Dschungels stoßen er und seine Begleiter auf die letzten Überlebenden jener Truppe, die sein früheres Ich, Rudolf Speyer, vor einem halben Jahrtausend auf der Suche nach der Stadt aus Gold begleiteten. Es besteht keinerlei Zweifel, innerhalb der Stadt und in ihrer Nähe hat Zeit keinerlei Bedeutung mehr, Vergangenheit und Gegenwart gehen eine unheilige Verbindung ein. Dorian wird von den abgerissenen Konquistadoren gefangengenommen und verhört.
Im Lager der Söldner wartet eine weitere Überraschung auf ihn, denn auch Jeff Parker und die letzten Überlebenden seiner Expedition wurden von den spanischen Eroberern aus der Vergangenheit festgesetzt. Schließlich gelingt es Hunter, den Anführer der Konquistadoren davon zu überzeugen, dass er die Inkarnation seines alten Freundes Speyer ist. Gemeinsam beschließt man, dem Treiben des Dämons Supay endlich ein Ende zu setzen. Die Rückkehr in die Inka-Stadt wird zu einem wahren Albtraumtrip, hinter jeder Ecke lauern neue tödliche Gefahren, welche die kleine Schar immer weiter dezimieren.
Langsam wird Hunter bewusst, dass El Dorado eine Falle ist, um ihn endlich zu vernichten. Doch wer steckt hinter dem tödlichen Plan, den härtesten Gegner der Schwarzen Familie für immer aus dem Verkehr zu ziehen? Dem Dämonen-Killer bleibt keine andere Wahl als sich dem Kampf mit Supay und seinen Dienern zu stellen und den Zauber des schwarzen Regenbogens zu brechen.
Da ist es nun also, das große Finale des Inka-Mehrteilers, und es wird tatsächlich das furiose Ende, das sich viele erhofft haben. Man schafft es, die verschiedenen Handlungsstränge, die zudem noch auf unterschiedlichen Zeitebenen beheimatet sind, zu einem sinnvollen und logischen Ganzen zu verknüpfen, wobei den Hörer einige wirkliche inhaltliche und produktionstechnische Höhepunkte erwarten. Schon immer gehörte "Dorian Hunter – Dämonen-Killer" zu jenen Serien, die mit einer unheimlichen und beklemmenden Atmosphäre beim Publikum punkten konnten. Jene Szenen in der Tiefe unter dem Sonnentempel dürften zu den bedrohlichsten gehören, die seit langem das Licht der Hörspielwelt erblickt haben.
Schnell stellt sich beim Hörer ein vages Gefühl der Paranoia ein, hinter jeder Ecke lauert der Tod, dazu kommt die Enge der unterirdischen Gewölbe, die hier fast greifbar wirkt und dafür sorgt, dass man sich selbst in der verschollenen Inka-Metropole wähnt. Im Gegensatz zu anderen Geisterjägern riecht der Kampf gegen die Dämonen hier nach Blut, Schweiß und Tod, etwas was fast in jeder Minute zu spüren ist, wenn die unversöhnlichen Feinde aufeinanderprallen und der Story so ein ungeheuer großes Gefühl von Authentizität verleihen, dass man sich selbst bei der Frage ertappt, ob die Schwarze Familie nicht vielleicht doch unentdeckt unter uns weilt.
"Yana Turmanyay" ist der Abschluss eines Mehrteilers, der wie ein Drogentrip in die grüne Hölle des Dschungels daherkommt, durch das Verwischen der Grenzen zwischen Zeit und Raum entwickelt der gesamte Handlungsstrang eine enorme Sogwirkung, und wenn man sich auf die Suche nach einem cineastischen Pendant begibt, kommt einem zwangsläufig Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" in den Sinn, der sein Publikum auf ähnliche Art gefangennimmt.
Um alle Puzzleteile an die richtige Stelle setzen zu können, empfiehlt es sich alle Folgen des Inka-Zyklus zu kennen, ansonsten dürften die Fragezeichen irgendwann einfach zu groß werden. Ließ man sich bei den bisherigen Episoden Zeit, damit sich die einzelnen Handlungsfäden entwickeln konnten, so zieht man das Tempo nun deutlich an, was der Story gut zu Gesicht steht und sich auch in den überzeugend choreografierten Actionszenen niederschlägt. Tatsächlich gelingt es trotz des Chaos und der permanenten Bedrohung für die Protagonisten noch, die Zeit für die Portion Humor zu finden, die typisch ist für den Dämonen-Killer. Großartig!
Die Soundkulisse lässt einen wieder einmal nur staunen. Man schafft es nicht nur, den südamerikanischen Dschungel für das heimatliche Wohnzimmer zu inszenieren, sondern auch die besondere Atmosphäre und Mystik der Geschichte in Geräuschen und Musikstücken einzufangen. Hier empfiehlt sich unbedingt ein Blick ins Booklet, wo Andreas Meyer einen Einblick in seine Arbeit für das Sounddesign dieser Folge gibt.
Volker Hanisch hat sich als würdiger Ersatz für den leider verstorbenen Andreas von der Meden als Jeff Parker herausgestellt und schafft es problemlos, den richtigen Ton zu finden, um den eigenwilligen Millionär in Szene zu setzen. Thomas Schuckert scheint die Rolle des sarkastischen und oft zynischen Protagonisten auf den Leib geschrieben zu sein, einen weiteren Beweis dafür tritt die aktuelle Folge an. Walter Gontermann schlüpft wieder einmal in die Rolle des undurchsichtigen Lipwitz, der die Reste der Expedition immer weiter in den Abgrund führt und dabei einen seltsamen Humor an den Tag legt.
Bernd Stephan verfügt über eine Stimme, die man im Hörspiel gerne häufiger hören möchte, eine Kostprobe seines Könnens hat er mit dem Inka-Zyklus definitiv vorgelegt. Dazu kommen viele weitere tolle und überzeugende Stimmen, die das Abenteuer in El Dorado zu einem würdigen Ende bringen. "Yana Turmanyay" kann auf allen Ebenen überzeugen und ist genau jenes Finale geworden, das man sich insgeheim für diesen Mehrteiler erhofft hat.