Während sich die Inkursionen unvermindert fortsetzen, scheint das gegenseitige Vertrauen zwischen den Helden auf dem Nullpunkt angekommen.
Jonathan Hickman ist keiner, der storytechnisch kleine Brötchen bäckt, sondern in großen Dimensionen denkt. Ein Musterbeispiel dafür war seine parallele Autorenschaft an den beiden eng miteinander verzahnten Rächer-Titeln "Avengers" und "New Avengers" in der "Marvel NOW!"-Ära, deren jeweilige Auftaktnummern in den Bänden
125 und
128 der Marvel-Sammlung von Hachette zu finden sind. Nachdem auf halbem Weg zum großen Showdown der hier geschilderten Ereignisse im Rahmen des Crossovers "Secret Wars" das "Infinity"-Event eingeschoben wurde (zu finden in den Bänden
131 und
133), geht es jetzt nicht mit "Original Sin" weiter, das innerhalb der Reihe erst später kommt, sondern mit drei Bänden unter dem Titel "Avengers: Das Ende von allem".
Für Nichtkenner der Materie könnte das durchaus etwas verwirrend sein, wobei das Lesen in der richtigen Reihenfolge der chronologischen Nummerierung, wie sie Hachette bietet, Abhilfe schaffen sollte. Was bei der Lektüre der hier abgedruckten jeweils vier Ausgaben von "Avengers" und "New Avengers" schnell klar wird ist die Tatsache, dass die Inkursionen nicht nur weiterhin bedrohlich sind, sondern sich auch die verschiedenen Fraktionen teilweise misstrauisch beäugen oder gar jagen und der heroische Lack bei so manchem Helden abgebröckelt scheint. Es geht um das Überleben der Erde, darauf können sich alle einigen, doch wie immer ist es die Wahl der Mittel, die für Streit sorgt. Im Lichte der Enthüllungen von "Original Sin" hat der zwischenzeitlich gealterte Steve Rogers seine Erinnerungen an seinen "Rauswurf" bei den Illuminati zurückerlangt und macht Jagd auf Reed Richards & Co.
An seiner Seite ist ausgerechnet Susan Richards, die sich offenbar von ihrem Mann getäuscht sieht und alles daran setzt, diesen und seine Crew aufzuspüren. Tatsächlich steht sie jedoch mit Mister Fantastic im Kontakt, während Töchterchen Valeria heimlich mit "Onkel Doom" konferiert und Namor gemeinsame Sache mit der Kabale macht, einer Hardcore-Variante der Illuminati, in deren Rahmen Thanos und einige andere finstere Gestalten schon genussvoll kurzen Prozess mit anderen Erden bei mehr als einem Dutzend von Inkursionen gemacht haben. Es ist ein gekonntes Durcheinander von Interessen und Absichten, das Hickmans Story extrem unterhaltsam macht und sogar dafür sorgt, dass die optische Präsentation trotz der Vielzahl von beteiligten Zeichnern als erstaunlich kohärent durchgeht. Gehobene Kost mit der Extraportion Marvel-Wissenschaft!