Nicht nur internationale Terroristen, sondern auch der russische Gangster von nebenan harrt einer Abreibung durch Clint Barton.
Nachdem Hachette im Rahmen seiner zweiten Marvel-Sammelreihe in elegantem Rot die
solistischen Anfänge von Hawkeye vorgelegt hat, bietet sich mit dem vorliegenden Band der "schwarzen" Kollektion die Möglichkeit, auch auf den Geschmack einer neueren Serie rund um den Meisterschützen zu kommen. Und das lohnt sich definitiv, denn hier sind die ersten fünf Ausgaben der Eisner-prämierten und 2012-2015 erschienen Ongoing versammelt, die Clint fernab vom Kampf an der Seite seiner mit diversen Superkräften ausgestatteten Teamkameraden gegen Gefahren zeigen, die in regelmäßiger Manier das Marvel-Universum in den Grundfesten zu erschüttern drohen.
Sein Alltag, so wie er hier geschildert wird, besteht vielmehr darin, sich in seiner Heimat New York mit der russischen Mafia anzulegen, deren Vertreter nicht nur durch übermäßigen Gebrauch des Ausdrucks "Bro" auffallen, sondern auch durch garstiges Verhalten gegenüber seinen Hausnachbarn. Rechtliche Deckung für saftige Mieterhöhungen schert Hawkeye einen feuchten Kehricht, schließlich hat er das Herz am rechten Fleck, die richtigen Pfeile im Köcher (falls sie beschriftet sind) und die Fähigkeit, ordentlich Prügel einzustecken. Und sein Protegé Kate Bishop ist ebenfalls im Notfall zur Stelle, um den Draufgänger aus dem Schlamassel zu holen.
Die fünf ersten Kapitel, die Matt Fraction seinem Protagonisten auf den Leib schreibt, vergehen wie im Flug, sofern man nicht (verständlicherweise) immer wieder am tollen Paneldesign der kongenialen Zeichner David Aja und Javier Pulido hängenbleibt. "Mein Leben als Waffe" ist ein ungemein sympathischer "Down to earth"-Ansatz für den "Normalo" unter den Avengers, der nebenbei sowohl beweist, dass Marvel die Lebensrealität seiner Leser immer noch gekonnt einzufangen vermag, als auch dass die großen Innovationen beim "House of Ideas" bei den Titeln der zweiten Reihe stattfinden. Als Extra enthalten ist übrigens "Young Avengers Presents" 6 (2008), in der Kate Bishop den offiziellen Sanktus ihres Mentors erhielt.