Keine Mission erscheint zu schwer für die Black Hammer Squadron – erst recht nicht jene, bei der es zwei geniale Wissenschaftler den Fängen der Nazis zu entreißen gilt.
Mit "Black Hammer `45" liegt dank Splitter bereits der nächste Ableger von Jeff Lemires flott expandierendem "Hammerverse" rund um seine zusammen mit Zeichner Dean Ormston realisierte und Eisner-geadelte Schöpfung "Black Hammer" vor. Da die Wurzeln seiner Charaktere bekanntlich im "Golden Age" liegen, das zeitlich größtenteils in die Zeit des Zweiten Weltkriegs fällt, war es im Grunde unumgänglich, dass man sich mit der Extraportion Nazi-Pulp in der Hinterhand früher oder später mit den frühen Abenteuern verschiedener Helden auseinandersetzen würde. Und tatsächlich geben sich Abraham Slam und (der bereits aus
"Sherlock Frankenstein und die Legion des Teufels" bekannte) Wingman hier ein Stelldichein, spielen aber nicht die Hauptrolle. Diese Ehre fällt dem Black Hammer Squadron zu, einer Einheit von afroamerikanischen Piloten der US-Armee.
Dass die strahlenden (und selbstverständlich weißen) Heroen all die Lorbeeren im Kampf gegen die Achsenmächte ernten, nervt Hammer Hawthorne und seine Männer natürlich, die über keine Superkräfte verfügen, spornt sie aber erst recht zu außergewöhnlichen Leistungen an. Und solche müssen sie auch bei ihrer nächsten Mission abrufen, wenn sie nicht unter der von Panzerketten und Artillerieeinschlägen aufgewühlten Erde landen wollen, denn sie sollen zwei brillante Wissenschaftler in Sicherheit bringen. Das Ehepaar Greenbaum wird zusammen mit seinem Sohn von den Nazis in einem Gefangenenlager nahe Wien festgehalten und schwebt in den letzten Tagen des Krieges in höchster Gefahr. Wir schreiben nämlich den April 1945 und die Rote Armee samt der Eliteeinheit Red Tide als Speerspitze rückt auf die Stadt vor, gleichzeitig wirft das untergehende Dritte Reich seine eigenen Übermenschen in die Schlacht.
Man merkt bei der Lektüre, dass Jeff Lemire wohl sehr viel Spaß beim Konzipieren von "Black Hammer `45" hatte – ein Eliteflieger in der weißen Stuka, ein Werwolf-Soldat oder sowjetische Mechas sprechen hier Bände. Der Fokus liegt ganz klar auf wahnwitziger Action, die zwar immer in den Kontext des "Hammerverse" eingebunden wird, aber doch spürbar etwas von der einfühlsamen Erzählweise der bisherigen Bände vermissen lässt. Ein richtiger Vorwurf in qualitativer Hinsicht in Richtung von Lemire und den hier als Co-Autor und Skripter an Bord geholten Ray Fawkes lässt sich daraus jedoch keineswegs konstruieren. Es muss schließlich nicht immer ein Fünf-Sterne-Menü sein, wenn auch ein saftiger Burger schmackhaft ist. Und dass hinter dem vordergründig schlicht scheinenden, unverkennbaren Artwork von Matt Kindt mit Farben von Sharlene Kindt sehr viel wohlüberlegte Detailarbeit steckt, beweist der interessante Anhang.