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Howard Phillips Lovecraft – Chroniken des Grauens: Akte 1

In den Wirren des Ersten Weltkrieges rettet ein amerikanisches Kriegsschiff einen verwirrten Mann aus den Fluten des Ozeans.

(C) WinterZeit / Howard Phillips Lovecraft - Chroniken des Grauens: Akte 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken1917, der Erste Weltkrieg tobt und macht auch die Weltmeere zum Kriegsschauplatz. Durch Zufall fischt ein amerikanisches Kriegsschiff einen Schiffbrüchigen aus dem Wasser. Der Mann scheint extrem verwirrt zu sein und kann sich gerade einmal an den eigenen Namen erinnern, was ihm ansonsten zugestoßen ist, liegt zunächst im Dunklen. Aufgrund der in der Nähe befindlichen deutschen Verbände und einer gesunden Portion Misstrauen beschließt der Kapitän, den Fremden einem Verhör zu unterziehen. Man möchte unbedingt erfahren, was ihm zugestoßen ist und wie er an jenen Ort gelangte, an dem ihn das Schiff aufgelesen hat.


Zunächst beharrt Randolph Carter darauf, sein Gedächtnis verloren zu haben, seine Erinnerungen seien allenfalls verschwommen, doch der Kapitän lässt nicht locker und bekommt schließlich eine Geschichte präsentiert, die ihn am Verstand des Geretteten zweifeln lassen. Kann es tatsächlich sein, dass es dort draußen in den Weiten des Pazifischen Ozeans Dinge gibt, die den menschlichen Verstand übersteigen? Die Geschichte Carters erinnert an einen Fiebertraum, so grauenvoll sind seine Schilderungen über das, was ihm nach dem Untergang seines Schiffes widerfahren ist. Existiert jener Ort, an dem entsetzliche Kreaturen, verborgen vor den Augen der Menschen, nur darauf warten sich zu erkennen zu geben und erneut die Macht auf der Erde an sich zu reisen? Carter zufolge ist das nur noch eine Frage der Zeit.


Die Geschichten, die H. P. Lovecraft vor mehreren Jahrzehnten erschuf, dienten einer Legion von Autoren als Inspirationsquelle beziehungsweise ließen sie es sich nicht nehmen, den von ihm erdachten Cthulhu-Mythos fortzuspinnen. Es ist vollkommen legitim, wenn man seinen Namen als Aushängeschicht eines ganzen Genres betrachtet, so verwundert es nun auch kaum, dass eine Hörspielserie an den Start geht, die seine Lettern zieren. Natürlich gibt es bereits eine Vielzahl von Adaptionen seines literarischen Schaffens als Hörspiel, doch "Howard Phillips Lovecraft – Chroniken des Grauens" geht deutlich weiter, man beschränkt sich nicht darauf seine Texte zu verarbeiten, sondern schlägt eine Brücke zur Person Lovecraft und seinen privaten Lebensumständen. Eine spannende Verknüpfung, die im vorliegenden Fall ohne Brüche und Logiklöcher aufgeht.


Um die gesamte Komplexität von "Dagon" zu erschließen ist aufmerksames Zuhören unerlässlich, denn gleich die Auftaktfolge nimmt den Hörer mit auf vier unterschiedliche Zeitebenen. Wie alle diese verschiedenen Handlungsstränge in Verbindung zueinander stehen, wird natürlich noch nicht in Gänze geklärt, schließlich sprechen wir hier vom Piloten einer neuen Serie. Den Kern der Handlung bildet der Bericht von Randolph Carter nach seinem Schiffbruch im Pazifischen Ozean, um diesen Nukleus herum sind die weiteren Zeitebenen angesiedelt, die alle durch den Namen Lovecraft miteinander verknüpft werden.


Mit einem solch großen Namen wie H. P. Lovecraft wird beim potentiellen Hörer automatisch eine Erwartungshaltung hervorgerufen, die an dieser Stelle absolut erfüllt wird. Es gelingt den Produzenten, den langsam voranschreitenden Wahnsinn vieler Geschichten des Autors ebenso einzufangen wie eine bedrohliche und morbide Grundstimmung, die mehr als nur einmal in eine amtliche Gänsehaut mündet. Exemplarisch seien an dieser Stelle die Erfahrungen des Einbrecherduos genannt, nur selten glückt es wie hier, eine Atmosphäre zu erschaffen, die gleichermaßen unheimlich und bedrohlich erscheint und dabei auf viele Worte und bombastische Soundeffekte verzichtet. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass "Dagon" mit einigen der unheimlichsten Hörspielmomente der letzten Zeit daherkommt.


Ebenso gelingt es den Machern, die Spannung beim Publikum konsequent hochzuhalten, da sich die Intensität der Geschichte gleich aus mehreren Quellen speist. Wird es Randolph Carter schaffen, den Krallen der kosmischen Kräfte zu entkommen? Welche übernatürlichen Kräfte bestimmen das Leben des großen Horrorautors? Was hat es mit den scheinbaren Zeitreisen auf sich? Die Liste kann man noch durch einige weitere Fragen problemlos fortführen. Die Gefahr, sich mit dieser Produktion zu langweilen, ist somit nahezu ausgeschlossen, außer man kann mit dem Horrorgenre wirklich absolut nichts anfangen.


Die Handlungsorte fallen sehr verschieden aus, sodass die Gestaltung der Soundkulisse deutlich umfangreicher und anspruchsvoller ausfällt. Es gilt es ein Kriegsschiff des Ersten Weltkrieges, die Albtraumlandschaft einer fiktiven Insel und eine Konvention der Gegenwart glaubwürdig zu inszenieren. Eine Aufgabe, die mit Bravour gelöst wurde, hier sitzt jeder Soundeffekt an der richtigen Stelle und kreiert die Kulisse für unser Kopfkino. Eine Herausforderung stellen auch die Dialoge dar, schließlich drücken sich die Menschen der verschiedenen Jahrzehnte unterschiedlich aus und die Sprache besitzt bestimmte Eigenarten. Tatsächlich wird jede Handlungsebenen glaubwürdig inszeniert und auch die Klippe der Lächerlichkeit problemlos umschifft.


Die musikalischen Klänge, die sich anschicken, ihren Beitrag zur Story zu leisten, passen hervorragend zu den Ereignissen und sorgen für eine dunkle und bedrohliche Stimmung. Einen Vergleich mit dem Score eines Hollywood-Streifens braucht man hier keinesfalls zu scheuen. Ein Blick ins Booklet macht schnell klar, dass viel Herzblut in diese Produktion geflossen ist. Nahezu 30 Sprecher verzieren dieses Hörspiel mit ihrem Namen und nach einem Ausfall sucht man in der illustren Runde vergeblich.


Für die Rolle des Erzählers und der Person Lovecraft konnte man eine der markantesten Synchronstimmen des deutschsprachigen Raums gewinnen. Niemand Geringerer als Wolfgang Pampel, der Indiana Jones und Han Solo ebenso seine Stimme verlieh wie er die Hörbücher Dan Browns mit Leben füllte, tritt hier ans Mikro, um den berühmten Horrorautor Gehör zu verschaffen. Die Färbung seiner Stimme passt sehr gut zur mysteriösen und undurchsichtigen Figur, die er verkörpert. Gleichzeitig schafft er es, auf die unerklärlichen und von einem latenten Wahnsinn gekennzeichneten Ereignisse einzustimmen.


Tommy Morgenstern konnte bereits im Film- und Fernsehbereich einige Achtungserfolge verbuchen, doch sein Auftritt als Randolph Carter ist sein erster in einer Hörspielhauptrolle und direkt ein Erfolg. Es ist nicht einfach, die Rolle eines Menschen zu spielen, der das absolute Grauen hinter sich hat und sein Leben trotzdem fortsetzen muss. Einmal mehr volle Punktzahl für eine Sprecherleistung. Dazu kommen viel weitere großartige Stimmen wie die von Detlef Bierstedt, Engelbert von Nordhausen, Thomas Nero Wolff und vielen anderen bekannten Akteuren, die alles geben, um dieses Hörspiel zu etwas Besonderem zu machen.


Unbedingt erwähnen muss man an dieser Stelle das äußerst gelungene Booklet. So sieht Fanfreundlichkeit aus. Infos zu den Hauptrollen, Autor und musikalischer Gestaltung, zu Howard Phillips Lovecraft, seinem Werk und der Serie. Mega! So muss es sein! Ein ambitioniertes Projekt nimmt seinen Anfang und legt die Messlatte für die Konkurrenz verdammt hoch. Geiles Teil, bitte mehr davon!


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: WinterZeit




 


 
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