Der gute Rocket Raccoon ist wohl doch nicht so einzigartig wie angenommen, denn ein Doppelgänger macht ihm das Leben schwer.
Für Jäger und Sammler, die in den weitläufigen Gefilden von Marvel unterwegs sind, war es in vergangenen Dekade so gut wie unmöglich, nicht mit den knuddeligen Baby-Variantcovers diverser Charaktere in Berührung zu kommen, die Skottie Young in schöner Regelmäßigkeit zu Papier bringt. Nachdem er mit den Adaptionen mehrerer "Oz"-Romane von L. Frank Baum gemeinsam mit Autor Eric Shanower glänzen konnte, wurde er 2014 zum Mastermind der ersten Ongoing für eines der beliebtesten Teammitglieder der Guardians of the Galaxy bestimmt. "Rocket Raccoon" brachte es auf insgesamt elf Ausgaben, von denen die ersten sechs in Band 144 der Hachette-Kollektion abgedruckt worden sind.
In den ersten vier Kapiteln, allesamt von Young auch in seinem markanten Stil illustriert, bekommt es das schießfreudige Fellknäuel mit intergalaktischen Gesetzeshütern zu tun, denn man hängt ihm nichts Geringeres als Massenmord an. Offenbar muss Rocket seine stets in die Welt (respektive den Weltraum) hinausposaunte Ansicht korrigieren, der Einzige seiner Art zu sein, denn jemand, der so aussieht wie er, steckt hinter den ihm angelasteten Untaten. Zusammen mit seinem Kumpel Groot macht sich der Guardian auf, um sich planmäßig in den Knast stecken zu lassen und von dort beginnend Licht in die Sache zu bringen.
"Hetzjagd im All", so der Titel dieser Ausgabe, bringt alles mit, was man sich von der Kombination der Stichworte Rocket Raccoon und Skottie Young erwartet: Liebenswürdiges, knallbuntes Artwork, visuelle Gags und generell eine heitere Atmosphäre. Das geht handwerklich absolut in Ordnung und ist nebenbei bemerkt auch kindgerecht, bedeutet aber auch, dass der Spaß dank schneller Lesbarkeit auch ebenso schnell flott vorbei ist. Die Prämisse mit dem Rätsel um den Doppelgänger wäre ausbaufähig gewesen, stattdessen wird dessen Identität unnötig früh enthüllt.
Wer wissen will, wie es hier weitergeht, muss wohl oder übel zu den Erstveröffentlichungen von Panini greifen, denn nach diesem Storybogen folgen zwei Kapitel mit Gastzeichner Jake Parker, die dessen roten Faden nicht aufnehmen und stattdessen in sich abgeschlossene Geschichten darstellen. Das Problem angerissener Plots, die in keinem Folgeband von Hachette mehr weiterverfolgt und abgeschlossen werden, gab es erst kürzlich im Fall der "schwarzen" Reihe auch bei
"Avengers Arena". Hinsichtlich von "Rocket Raccoon" ist das besonders deshalb schade, weil ja zur Komplettierung der Serie nur mehr fünf US-Hefte gefehlt hätten.