Ein echter Kämpfer würde alles tun, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Moment mal… wirklich alles?
Fast ein ganzes Jahrzehnt lag zwischen der Veröffentlichung der letzten US-Ausgabe von "Fear Agent" und dem Auftakt der deutschen Übersetzung aus dem Hause Cross Cult. Gut Ding braucht eben Weile, in der Zwischenzeit konnte sich Autor Rick Remender auch hierzulande nicht nur im Rahmen seiner mehrjährigen Tätigkeit für Marvel (unter anderem
"Uncanny Avengers" und
"Captain America"), sondern auch mit seinen eigenen Kreationen einen Namen machen – neben den Kollegen von Splitter, die
"Low" und
"Black Science" im Sortiment haben, auch bei den Ludwigsburgern mit
"Deadly Class" und
"Seven to Eternity". Umso schöner ist nun, dass es mit dem Pendant der "Final Edition" schnell vorangeht und nun schon der nächste extradicke Band vorliegt.
Bevor sich "Alle gegen einen" ("Hatchet Job" aus den US-Heften 17-21) daran macht, den mit zahlreichen liebgewonnenen Sci-Fi-Versatzstücken zusammengewirbelten Irrsinn aus den ersten Kapiteln zu toppen, erfahren wir dank dem wieder von Tony Moore gezeichneten Vierteiler "Der Abschied" (aus Heft 12-15), wie aus Heath Huston ein Fear Agent sowie Verteidiger der Erde gegen gleich drei (!) Alienrassen und gebrochener Mann mit starker Affinität zu Whiskey wurde. Gemeinsam mit anderen, die den ersten Angriff auf die Erde überstanden, schloss er sich dem Widerstand an und beging schließlich einen Sündenfall, der ihn zum meistverhassten Mann bei den Dressiten machte. Tatsächlich ist er jedoch nicht der Einzige, der Schuld auf sich geladen hat, um der Wut ein Ventil zu verschaffen.
Nicht nur seine Taten haben Leid über andere und sich selbst gebracht – der Kampf mit den eigenen Dämonen bildet inmitten des von Tod, Blut und Schimpfwörtern erfüllten Schlachtenlärms den eigentlichen Kern von "Fear Agent". Ummantelt ist diese als Sci-Fi getarnte Erzählung über Vertrauensbruch und der Suche einer gemarterten Seele nach Frieden mit bizarren Wesen, einer intergalaktischen Verschwörung, tollem Artwork von Tony Moore, Jerome Opeña und Kieron Dwyer und einer Vorliebe für Zitate von Samuel Beckens (alias Mark Twain) – sprich allem, was einen verdammt guten Comic mit hohem Suchtpotential (immerhin harmloser als zu viel Whiskey!) ausmacht.