Im kunterbunten Marvel-Universum gab es im Laufe der Jahre schon zahlreiche Damen, die als Spider-Woman unterwegs waren (zuletzt etwa die Gwen Stacy aus einer Parallelwelt in den Bänden
148 und
158 der "schwarzen" Sammelreihe von Hachette), die bekannteste von ihnen ist und bleibt aber Jessica Drew, das 1978 eingeführte Original (siehe
Band 110). Für "Spider-Woman" Vol. 6, nach den realitätserschütternden Geschehnissen von
"Secret Wars" gestartet, konfrontierte Dennis Hopeless, der auch schon die zehn Ausgaben des Vorgängervolumes bestritten hatte, seine Protagonistin mit ihrer wohl größten Herausforderung – der Rolle als Mutter, denn auf dem Cover präsentierte sich die Heldin der Leserschaft hochschwanger.
Ein wachsender Babybauch bedeutet aber auch wachsende Verantwortung ihrem ungeborenen Kind gegenüber, was eine drastische Reduktion nicht nur ihres Jobs als Privatdetektiv (zusammen mit dem einstigen "Daily Bugle"-Starreporter Ben Urich), sondern vor allem jeglicher superheldischer Tätigkeiten bedeutet. Obwohl sie mit Porcupine alias Roger Gocking einen gelehrigen Ersatz einschult, ist es gar nicht so leicht sich aus Ärger rauszuhalten. Das zeigt sich auch, als Jessica das Angebot von Carol Danvers annimmt, sich in einem speziellen Krankenhaus durchchecken zu lassen – dummerweise befindet sich dieses in einem schwarzen Loch und wird für mehrere Stunden von der Außenwelt abgeschnitten.
Verantwortlich dafür zeichnet eine Gruppe von Skrull-Rebellen, die einen jungen Prinzen, der sich dort einer Krebsbehandlung unterziehen muss, kidnappen und als Marionettenherrscher einsetzen wollen. Während Captain Marvel ordentlich ins Schwitzen kommt, weil sie ihrer Freundin nicht unmittelbar zu Hilfe eilen kann, sitzt Jessica natürlich nicht still, denn sie und viele andere Frauen in anderen Umständen (und von anderen Welten) sollen nach der erfolgten Entführung mitsamt der ganzen Einrichtung in die Luft fliegen. Nicht minder pikant: Spider-Woman verbindet eine
wenig freundschaftliche Beziehung mit den außerirdischen Gestaltwandlern, die sie noch sehr gut (sprich als sehr unangenehm) in Erinnerung haben.
Die in diesem Band abgedruckten ersten fünf Kapitel von Dennis’ Hopeless zwischen 2015 und 2017 erschienener "Spider-Woman"-Serie fallen nicht nur äußerst kurzweilig aus, sondern punkten – natürlich unter den Rahmenbedingungen eines Superhelden-Comics – mit einer Handlung, die in ihrem Grundton sehr nahe an der Lebensrealität vieler Leser und vor allem Leserinnen sein dürfte: Es zeigt sich, dass die Elternschaft alles verändert und die Sorge um das eigene Kind zu den größten Verantwortungen zählt, die es für Menschen zu übernehmen gilt. Eine hochsympathische Heldin, tolle Nebencharaktere und die sehenswerten Zeichnungen von Javier Rodriguez tragen ein Übriges zu einer rundum gelungenen Geschichte bei.