Als das Geheimnis um die Taten von Virginia ans Licht kommen, müssen sich die versammelten Avengers gegen eines ihrer mächtigsten Mitglieder stellen.
Nach der ersten Hälfte, die in
Band 155 von Hachettes Marvel-Sammlung zu finden war, liegt nun auch die zweite mit den Ausgaben 7-12 jener Serie vor, die nicht nur Tom Kings Comic-Karriere beflügelte, sondern auch "WandaVision" von Disney+ inspirierte. Darin beginnt das Kartenhaus eines scheinbar normalen Lebens, das Vision für sich und seine von ihm geschaffene Familie erbaut hat, endgültig zusammenzustürzen. Nach dem Verschwinden von Grim Reaper und dem tragischen Tod von Vivs Schulkameraden Chris Kinzky gibt es nicht nur unausgesprochene Geheimnisse zwischen den Visions, sondern auch gegenüber den Avengers, die das nunmehrige Leben eines ihrer ältesten Verbündeten zunehmend mit Sorge betrachten.
So ist es kein Zufall, dass plötzlich Victor Mancha vor der Tür steht, seines Zeichens ebenfalls von Ultron geschaffen und somit in gewisser Hinsicht Visions Bruder. Er quartiert sich bei den Visions ein, wurde jedoch von den Rächern damit beauftragt, die bisher unter den Teppich gekehrten Vorgänge in der Hickory Branch Lane 616 im beschaulichen Arlington, Virginia aufzuklären. Was Captain America, Iron Man und ihre Mitstreiter jedoch nicht wissen ist, dass "Onkel Victor", wie ihn Viv und Vin nennen, ganz eigene Probleme mit sich herumschleppt, die das ihre dazu beitragen werden, das tragische Scheitern von Visions gutgemeintem Experiment noch weiter zu beschleunigen.
Über die Menschlichkeit von künstlichen Wesen und ihr nur allzu verständliches Streben nach mehr als bloß dem, was kalte Zahlenlogik vorgibt, ist im weiten Comic-Fundus von Marvel schon viel an toller Lektüre entstanden. Die zwölf Kapitel von "The Vision" fügen sich hier als große Tragödie ein, die sich über weite Teile im kammerspielartigen Ambiente einer Vorstadtsiedlung entfaltet und einmal mehr schildert, dass sich selbst beste Absichten völlig in ihr Gegenteil verkehren können, die Wahrheit nicht immer vor Problemen schützt und die menschliche Seele nun einmal, wie es Schnitzler formulierte, ein "weites Land" ist. Gabriel Hernandez Walta und Gastzeichner Michael Walsh sorgen dafür, dass der Gang durch dessen Gefilde auch optisch (alb)traumhaft schön gerät.