Happy Birthday, Goon! In den USA hat er vor kurzem sein 10-jähriges Erscheinungsjubiläum gefeiert, hierzulande ist gerade Band 2 seiner gesammelten Abenteuer auf dem Markt. Und der hält, was Zeichner und Autor Eric Powell im ersten Band versprochen hat.
Das Personal ist beinahe dasselbe geblieben: Der vierschrötige Goon, Schläger für den Mafiaboss Labrazio, sein kleiner Kumpel Franky, die anderen Verbrechergangs mit ihren Anführern, allen voran die Untotenarmee des Zombiepriesters, die die Stadt unter ihre Kontrolle bringen will. "Was ein Elend!" setzt dort fort, wo sein Vorgänger aufgehört hat: Goon sucht den verräterischen Betonschädel-Johnny, findet aber nur Fishy Pete und seine Gang; der Zombiepriester begreift (was die Leserinnen und Leser schon aus Band 1 wissen), dass Labrazio längst tot und der Goon doch nicht nur der stumpfe, unintelligente Brutalo ist, der er zu sein scheint.
Und ein neuer Charakter betritt das Goon-Universum: Der Bussard, unerbittlicher Zombiejäger, der mit dem Priester noch eine alte, weit zurückliegende Rechnung offen hat. Was sich schon im ersten "Krudes Zeug" bereits andeutete, wird in "Was ein Elend" fortgeführt: Powell entwickelt in beeindruckender Weise seine zeichnerischen Qualitäten weiter. Wirkten die ersten Hefte noch recht grob und ungehobelt (was aber durchaus dem Stil der Geschichten angepasst war), wird Powells Strich immer feiner und differenzierter. Und auch die Geschichte des Goon gewinnt immer mehr an Breite und Tiefe. Goons schräge Affären funktionieren zwar auch separat als kurze, witzige Einzelepisoden (dafür sorgt schon die klare, einfache Grundidee), aber immer wiederkehrende Topoi, Rückblenden und Vorgriffe (erstmals taucht nun in einem Alptraum von Goon "Chinatown" auf!) stellen die einzelnen Episoden der Serie in Bezug zueinander und sorgen für ein größeres episches Gefüge.
Neben dem bewährten makaberen Slapstick-Humor sorgen Zitate und Anspielungen auf Filme oder andere Comics (wie Conan oder Mandrake, der Magier) für subtiles Vergnügen. Powell fühlt sich in seinem selbst erdachten Universum sichtlich wohl und geht immer spielerischer mit dem Genre um, selbst bis in kleinste Details. So werden Goons Abenteuer (ganz im Stile von Pulp-Heften) immer wieder durch fiktive, herrlich absurde Anzeigeneinschaltungen unterbrochen (zum Beispiel für das Superhelden-Comic "The Atomic Rage" den "Billy Lobotomie Baukasten" für Kinder oder die "Mega Body Pill").
Wie schon der Erstling ist auch der neue Band randvoll gepackt mit Bonusmaterial: Der Comickünstler William Stout huldigt in einem Vorwort der Serie und seinem Schöpfer; der fiktive "Goon"-Ex-Verleger Dwight D. Albatross hingegen geht im Nachwort mit dem verbalen Holzhammer (da hat der Goon wohl etwas abgefärbt) gegen Powell vor, weil dieser seinen Helden nunmehr von Dark Horse editieren lässt. Weiters präsentieren die Zeichner Michael Avon Oeming, Guy Davies, Mike Hawthorne und Kyle Holtz im Anhang eigene Interpretationen von Goon. Und nicht unerwähnt bleiben darf das "Christmas Special": Eine Weihnachtsgeschichte à la Goon, die ein ganz neues Licht auf Santa Claus (und vor allem auf seine kleinen grünen Gehilfen) wirft.
Der Goon macht süchtig, doch keine Angst vor Entzugserscheinungen: Die nächste Dosis mit den Abenteuern des rauen Burschens mit dem harten Kern wird der Leserschaft binnen kurzer Frist von Cross Cult verabreicht; man darf gespannt darauf sein, wie sich die Serie weiterentwickeln wird. Wer sich die Wartezeit etwas verkürzen möchte: Auf der Website des Goon (www.thegoon.com) gibt es erste Stills der geplanten Verfilmung zu sehen!