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Ästhetik ohne Widerstand

"Kennst du eigentlich Banksy?"

(C) Ventil Verlag / Ästhetik ohne Widerstand / Zum Vergrößern auf das Bild klickenVor einigen Jahren, als die heraufziehende Finanzkrise ihre ersten drohenden Schatten vorauswarf, verbrachte ich meine Zeit mit einer Architekturstudentin. In den Chor der privilegierten Quengler, die es vermutlich ganz hart treffen würde, stimmte auch sie ein. Ihr Vater, gestandener Architekt mit großem Büro, einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Besitzer zweier Mehrparteien-Mietshäuser, sei voller Sorge ob der jüngsten Entwicklungen in der Finanzwelt. Er denke sogar darüber nach, seinen Porsche – der ganze Stolz des Erzeugers – abzumelden, ja vielleicht sogar zu verkaufen. Mit stirnrunzelndem, aber schweigendem Unverständnis (um des lieben Friedens willen) lenkte ich unser Gespräch in vermeintlich unverfänglichere Gefilde. Musik, Kunst, Ästhetik, persönlicher Geschmack – hier ließ sich hoffen, der sich abzeichnenden und  zweifelsohne konfliktgeladenen, weil die Gesinnung offenlegenden kritischen Auseinandersetzung vorerst zu entkommen. Streetart, das war ihr Ding. "Kennst du eigentlich Banksy?"


Im Band "Ästhetik ohne Widerstand – Texte zu den reaktionären Tendenzen in der Kunst" scheuen sich die Autorinnen und Autoren keineswegs, unbequeme Fragen zu stellen. Wie ist es eigentlich um das revolutionäre Potenzial einer sich widerständig gebärdenden, aber bei genauerem Hinsehen durch und durch kommerzialisierten Kunstszene und ihre Produkte bestellt? Woher speist sich die Akzeptanz (zeitgenössischer) Kunst als Rückzugsort und Garant gesellschaftlichen Prestiges, dessen Heiligkeit ein weithin akzeptiertes Autonomiepostulat garantiert? Die Beiträge im vorliegenden Band beleuchten die reaktionären Tendenzen in der Kunst überwiegend auch bei theoretisch anspruchsvolleren Fragestellungen mit zupackender Sinnfälligkeit. Besonders der "Subversiven" liebste Spielplätze werden hier einer kritischen Revision unterzogen.


Mitherausgeber Radek Krolczyk beleuchtet in seinem Text "Gegen Streetart" die Umstände, unter denen Streetart als ursprünglich das alltägliche Leben und festgefahrene Rezeptionserlebnisse im öffentlichen Raum aufbrechende Kunstform spätestens seit ihrer Benennung als solche als reaktionär verstanden werden kann. Und auf einmal ist es gar nicht mehr so verwunderlich, warum eine gut situierte Architekturstudentin, die sonst alle noch so kunstvollen Schmierereien auf den gemeinsam mit Papi entworfenen Gebäuden als Makel am eigenen Kunstschaffen entfernt wissen will, Banksy "total gut" findet – und warum man selbst die eigenen Rückzugsräume manchmal nicht schlechter wählen kann.



# # # Sebastian Kötz # # #



Publisher: Ventil Verlag





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