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HUMANEMY 3

Der Auftrag ist aus dem Ruder gelaufen. Immer mehr Gruppierungen wollen das Team tot sehen.

(C) Lindenblatt Records / HUMANEMY 3 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNeuvola ist der in Stahl und Beton gegossene Albtraum einer Stadt. Eine tödliche Metropole, in der ihre Bewohner versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. So auch  der bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem Staatsschutz, in Ungnade gefallene Agent Chamäleon. Lennart alias das Chamäleon taucht ab und stellt ein Team zusammen, mit dem er die nötigen Finanzen für sein Vorhaben beschaffen will. Doch innerhalb der Gruppe herrschen Spannungen und nicht jeder spielt mit offenen Karten.


Die Zusammenarbeit endet in Gewalt und Chaos, doch als das noch nicht genug wäre, entpuppen sich die gestohlenen Daten des ersten Auftrags als unvollständig. Nun bekommt das Team einen neuen Gegner: Die Zeit. Um die Aufgabe doch noch zu einem vernünftigen Ende zu bringen, entscheidet man sich für einen riskanten Plan und begibt sich hinab in die Tunnel unter der Stadt, der Heimat der Vertriebenen und Verstoßenen und einer Menge Raubtieren auf zwei Beinen.  


Abgesehen vom Printsektor fristet das Genre des Cyberpunk leider immer noch ein Schattendasein. Deshalb ist es sehr begrüßenswert, das Lindenblatt Records den mutigen Schritt geht, seinen Vierteiler "HUMANEMY" als Hörspiel zu veröffentlichen und einer interessanten Spielart des Science-Fiction eine neue Plattform zu geben. "Der Hacker" ist bereits die dritte Folge dieses Mehrteilers und verschiebt den Fokus erneut auf ein anderes Teammitglied. Das vorletzte Kapitel beleuchtet den für die elektronische Unterstützung zuständigen Bones.


Wie in den vorherigen Folgen auch erfährt der Hörer auch hier in einem einleitenden Kapitel Dinge über die Figur, die bisher im Dunklen lagen und die eine bisher unbekannte Facette des Charakters offenbaren. So wird schnell klar, dass sich hinter der unnahbaren Fassade ein verletzliches Individuum verbirgt, das wie alle anderen Mitglieder des Teams persönliche Gründe hat, den angenommenen Auftrag zu Ende zu bringen.


Neben dem verschärften Blick auf eine der Protagonisten wird natürlich auch der Haupthandlungsstrang weiter vorangetrieben. "Der Hacker" fällt dabei, im Gegensatz zu vorherigen Folge "Der Fahrer", weniger actionlastig aus, spielt aber dabei gekonnt eine andere Karte aus. Diesmal konzentriert man sich insbesondere auf Stimmung und Atmosphäre und dieses Konzept geht auf. Gerade jene Szenen, die in der unterirdischen Parallelwelt der Tunnel angesiedelt sind, üben eine besondere Faszination aus und können auf ganzer Linie überzeugen. Das beklemmende Gefühl, ohne Möglichkeit der Orientierung durch stockfinstere Tunnel zu stolpern, wird perfekt eingefangen und erzeugt beim Hörer ein durchaus mulmiges Gefühl.


Wie alle bisher veröffentlichten Teile auch kommt "Der Hacker" bei der Besetzung der Rollen ohne große Namen aus dem Synchrongeschäft aus. Was sich für viele andere Produktionen dieser Art als Nachteil auswirkt, weil die unbekannten Akteure nicht den Mindeststandard erfüllen können, ist bei "Der Hacker" das komplette Gegenteil. Hier findet man interessante neue Stimmen mit viel Potenzial für weitere Hörspiele. Bestes Beispiel hierfür ist Harald Friedlin in der Rolle des Picard. Selten zuvor hat es solchen Spaß gemacht, der Interpretation einer gestörten Persönlichkeit zu lauschen. Da wünscht man sich weitere Auftritte in zukünftigen Produktionen. Dazu kommen weitere überzeugende Sprecher wie Stefan Lindner himself, Inga Bramm, Thomas Lindner und Johnny Wittermann, die allesamt eine ordentliche Leistung abliefern.


Auch die dritte Episode kann einen eigenen Soundtrack vorweisen, der jederzeit passend das gesprochene Wort untermalt und die geschilderten Szenen gut vorstellbar macht. Es zeigt sich hier einmal mehr, welchen enormen Unterschied es macht, wenn die verwendete Musik extra für ein Hörspiel komponiert wurde statt auf Musikstücke aus dem Archiv zurückzugreifen. Lindenblatt Records ist hier sicherlich den finanziell anspruchsvolleren Weg gegangen, der die Produktion aber hörbar aufwertet.


Die Geräusche und die räumliche Gestaltung der Handlungsorte sind gelungen und sorgen für einen runden Gesamteindruck. Dieses Hörspiel ist nicht nur für Fans von Science-Fiction empfehlenswert, sondern jedem wärmstens ans Herz gelegt, der auf der Suche nach einem Hörspiel vom bekannten Einheitsbrei ist. Ich freue mich bereits jetzt auf weitere Produktionen von Lindenblatt Records.



# # # Justus Baier # # #



Publisher: Lindenblatt Records





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