Eine eigenartige Verbrechensserie hält London in Atem. Alle Indizien deuten auf einen bestimmten Verdächtigen hin, doch dieser kommt als Täter nicht in Frage, schließlich liegt er bereits seit einigen Tagen im Leichenschauhaus.
Das britische Empire steuert unruhigen Zeiten entgegen. Niemand scheint mehr seines Lebens sicher zu sein. Selbst Queen Victoria wird Opfer eines Attentats und kann sich nur mit Mühe ihres Angreifers erwehren. Dazu kommt eine seltsame Serie von Einbrüchen, die sich in ganz London ereignen. Als Täter kommt nur ein Mann in Frage, doch dieser liegt im Leichenschauhaus und kann keine Verbrechen mehr begehen. Auf solche Art von Verbrechern sind die Agenten der Königin, Sir Maurice Newbury und seine Assistentin Veronica Hobbes spezialisiert.
So dauert es auch nicht lange bis Scotland Yard um ihre Mithilfe bittet, obwohl ihr letzter Fall noch nicht allzu lange zurückliegt und beiden beinahe das Leben gekostet hätte. Doch nicht allein die ungewöhnliche Verbrechensserie fordert die Aufmerksamkeit der beiden Ermittler. Wer steckt hinter den Attentatsversuchen auf das Königshaus? Welch finstere Motive verfolgt der Leibarzt der Herrscherin mit der medial begabten Schwester von Veronica Hobbes und wie lange wird sich Sir Newbury noch seiner ausufernden Opiumsucht entgegenstellen können ohne die Kontrolle zu verlieren?
Erneut schickt George Mann Sir Newbury und seine reizende Assistentin Veronica Hobbes zurück auf die nebligen Straßen des viktorianischen Zeitalters, um einem durchtriebenen Verbrecher auf die Schliche zu kommen. Das London dieses Romans unterscheidet sich deutlich von der uns bekannten, die Straßen sind düsterer und es gibt viel mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als den Bewohnern lieb sein dürfte. Dazu ist die Technologie ihrer Zeit ein ganzes Stück voraus, wobei die modernen Errungenschaften auf Basis der Dampfmaschine entstanden sind.
Kennern durfte allerspätestens jetzt klar sein, wohin die Reise in "Immorality Engine" geht. Herzlich willkommen in der Welt des Steampunk. Bereits zum dritten Mal entführt Mann seine Leser in diese seltsame und faszinierende Welt, die sich deutlich von der unsrigen entscheidet. Und wieder gelingt es ihm ohne Probleme noch eine weitere Schippe in Sachen Spannung und Dramatik im Vergleich zum zweiten Abenteuer "Osiris Ritual" draufzulegen.
Hier wird einem alles geboten, was das Subgenre des Steampunk ausmacht und in den letzten Jahren so beliebt gemacht hat. Eine Vergangenheit, wie es sie nie gab, angereichert mit finsteren Verbrechern, dampfbetriebenen Kutschen, sprechenden Automaten und Cyborgs. Vor der aufregenden Kulisse der britischen Metropole entfaltet George Mann eine rasante Geschichte, die man am liebsten trotz ihrer über 400 Seiten fassenden Umfangs an einem Stück lesen möchte. Der Schreibstil ist flüssig und man kann dem Geschehen ohne Probleme folgen.
Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven, wobei das Hauptaugenmerk auf Sir Maurice Newbury und Veronica Hobbes liegt. Dazu kommen Passagen, die aus dem Blickwinkel der Gegenspieler und der Schwester von Veronica erzählt werden, wodurch der Leser den beiden Hauptfiguren mit seinem Wissen immer eine Nasenlänge voraus ist. Neben den nicht gerade spärlich gesetzten Spannungsanteilen werden einige Details aus der Vergangenheit der Hauptfiguren und ihres jeweiligen Seelenlebens offenbart. Zudem wird die zunehmende Drogensucht von Newbury thematisiert. Zusammengenommen entsteht so ein bunter Cocktail, der alle wichtigen Zutaten für ein unterhaltsames Lesevergnügen bereithält.
Um das Buch genießen zu können, ist es nicht notwendig die beiden Vorgänger,
"Affinity Bridge" und "Osiris Ritual" gelesen zu haben, allerdings werden so einige Ereignisse in "Immorality Engine" so noch schlüssiger. Wer auf der Suche nach einem vor Kreativität sprühenden, fantastischen Roman ist, wird diesen lieben und sich auf dem schnellsten Weg alle drei bisher erschienenen Bücher der Reihe zulegen. "Immorality Engine" bietet alles, was einen guten Fantasy-Roman ausmachen sollte.
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Publisher: Piper Verlag